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Wissenschaftsakademie Leopoldina: Müssen Alter besser erforschen

Die Menschen werden älter und im Alter kränker. Um hier besser vorzubeugen und zugleich die beste Versorgung zu gewährleisten, hat die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina zahlreiche Vorschläge erarbeitet.

Die Wissenschaftsakademie Leopoldina sieht dringenden Nachholbedarf bei der Erforschung des Alters und der medizinischen Versorgung im Alter. Im Jahr 2035 werde jede dritte Person in Deutschland älter als 65 Jahre sein und bereits heute leide jeder Zweite dieser Altersgruppe an mehreren chronischen und altersbedingten Krankheiten, erklärte die Nationalakademie am Dienstag in Berlin.

“Diese Multimorbidität eines so großen Anteils der Bevölkerung stellt eine noch nie da gewesene Herausforderung für die medizinische Versorgung dar, aber auch für die gesamte wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation: Gesellschaftliche Ungleichheit sowie Armutsrisiken werden verschärft”, schreibt die Leopoldina in ihrer Stellungnahme. Zugleich habe die Forschung Möglichkeiten aufgezeigt, Risiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz oder Krebs zu verringern.

Letztlich gehe es darum, eine Medizin voranzutreiben, die nicht einzelne Krankheiten im Alter, sondern den Alterungsprozess als Krankheitsursache in den Blick nehme. Es gebe eine exzellente wissenschaftliche Forschung der Biologie des Alters in Deutschland, auf derer aufgebaut werden könne.

Konkret schlagen die Experten ein interdisziplinäres Konsortium, also einen Zusammenschluss, zur Alternsforschung vor. Das Bewusstsein für präventive Forschungsansätze sollte gestärkt werden. Um eine international wettbewerbsfähige Alternsforschung zu verbessern, brauche es zudem ein entsprechendes Tierversuchsgesetz.

Im nächsten Schritt müsse das erforschte Wissen besser in die Anwendung gebracht werden, etwa bei der Neuentwicklung von Medikamenten. Ebenso seien eine nationale Biobank und interdisziplinäre klinische Studien sinnvoll und fördernswert.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina mit Sitz in Halle wurde 1652 gegründet. Sie hat mittlerweile rund 1.600 ernannte Mitglieder, berät die Politik und vertritt die Wissenschaft im Ausland. Im März hatte die Leopoldina bereits ein Papier zu den sozialen Herausforderungen der demografischen Entwicklung, konkret der Überalterung der Gesellschaft, veröffentlicht.