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Wie wollen wir leben?

Mal einen Schritt zurücktreten und einen Blick auf das eigene Leben werfen: Passt alles so, wie es derzeit läuft? Oder stecken da noch Wünsche und Träume in mir, die ich umsetzen möchte? UK hat Leserinnen und Leser nach ihren Erfahrungen gefragt

Wikimedia User J.-H. Janssen

Im Januar haben wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, gefragt, wie Sie leben wollen. Ob es etwas gibt, was Sie sich für Ihr Leben wünschen, was Sie verändert haben. Wir fragten nach Vorhaben, Taten, Träumen und neuen Weichenstellungen. Einige bewegende Einsendungen haben uns erreicht. Drei stellen wir Ihnen hier vor.

„Hallo Ehrenamt!“
Meine beiden Söhne waren erwachsen geworden. Nachdem ich sie über 17 Jahre allein erzogen hatte, verließen sie ihr Zuhause, um in anderen Städten zu studieren. Für mich war damals klar: Ich muss meinen Lebensunterhalt bis zum Renteneintritt allein bestreiten. Und das in der belastenden Krankenpflege. Für eine Umschulung war ich mit 53 Jahren zu alt.
Dann traf ich durch Zufall – durch eine Verwechslung – einen Mann. Meinen jetzigen Ehemann. Er ermöglichte mir, dass ich, nach inzwischen  43 Berufsjahren in der Kranken- und Altenpflege, aufhören konnte zu arbeiten. Das hat mein Leben verändert. Seit einem Jahr bin ich nun nicht mehr berufstätig, habe jedoch drei erfüllende Ehrenämter angenommen und genieße jeden Tag mein Glück,über meine Zeit frei entscheiden zu können.
Manchmal glaube ich, es ist ein Traum und ich bin Gott dankbar für diese märchenhafte Fügung.
Monika Schöneberger, Gütersloh

Das besondere Tagebuch
Einen ersten schönen Schritt im neuen Jahr 2018 habe ich gemacht, als ich abends am 1. Januar mein „Dankbarkeitstagebuch“ wieder aufleben ließ: Jeden Abend vor dem Schlafengehen notiere ich mindestens drei Dinge, wofür ich an diesem Tag dankbar sein kann. Das können kleinere Sachen sein – wie leckeres Essen oder ein lieber Anruf einer Freundin – oder größere Dinge – wie Schmerzfreiheit.
Ich hoffe, dass ich dieses Tagebuch an allen Tagen des Jahres führen kann. Auch an schwierigen und traurigen Tagen. Der Tag findet so ein besseres Ende. Ich kann besser einschlafen und komme zur Ruhe.
Karin Poeck, Münster

Zur Andacht gehen
Sie fragen, wie ich leben möchte? Ich würde zum Besipiel gerne radfahren, ich würde gerne in den Bergen wandern, ich würde gerne wieder Tennis spielen können. Aber ich bin fast 89 Jahre alt und mein Parkinson-Syndrom verbietet mir das – und vieles Andere schon seit einigen Jahren. Wie will ich aber leben?
Ich versuche mich zu freuen über das, was ich noch kann und auch tue: Ich schreibe gerne Briefe an meine fünf Kinder, ich laufe kleine Wege im Rückenwind meiner Frau oder gehe gerne freitags um 18 Uhr erwartungsvoll zur Wochenschluss­andacht in unsere Autobahnkirche im Siegerland.
Und ich möchte nicht hadern für vieles, was ich nicht mehr kann. Ich erfahre, dass froh zu sein wenig bedarf – manchmal gelingt es mir.
Hartmut Hering, Burbach