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Wie Schönheit und Erfolg auf der ganzen Welt zusammenhängen

Attraktiv, elegant, zauberhaft: Fast auf der ganzen Welt wird Schönheit mit etwas Positivem verbunden, auch in der Sprache. Eine neue Studie sieht weltweite Parallelen. Mit drei Ausnahmen.

Wer schön ist, hat es im Leben leichter, ist erfolgreicher und wird als kompetenter eingeschätzt: Diese Zusammenhänge haben Psychologen und Soziologen vielfach untersucht und bestätigt. Wissenschaftler aus Mannheim und Zürich haben jetzt aber erstmals gefragt, ob diese positiven Schönheits-Effekte weltweit und kulturübergreifend gelten. Ihr am Mittwoch veröffentlichtes Fazit: Fast auf der ganzen Welt wird Schönheit eher mit etwas Positivem als mit etwas Negativen assoziiert – aber es gibt doch Ausnahmen. Denn für Vietnam, Rumänien und Moldawien stellten die Forscher den entgegengesetzten Zusammenhang fest: Schönheit ist dort eher negativ besetzt.

Für ihre Studie wählten die Wirtschaftswissenschaftler Wladislaw Mill (Uni Mannheim) und Benjamin Kohler (ETH Zürich) eine ungewöhnliche Methode. Sie nutzten eine der größten Textsammlungen der Welt, das vom Internetkonzern Meta erstellte “Fasttext”. Darin fließen große Textmengen aus dem Netz, aus Foren, Wikipedia, Büchern, Zeitungen und Social Media ein. In dieser Bibliothek berechneten die Forscher dann mittels ausgeklügelter Suchalgorithmen, wie nah Begriffe für Schönheit und Attraktivität mit denen für Erfolg, Zuverlässigkeit, Intelligenz, Kompetenz oder Vertrauenswürdigkeit zusammenstehen.

Dabei legten die Forscher Wortfelder an, indem sie für die untersuchten Eigenschaften jeweils zahlreiche Synonyme nutzten. Also für Schönheit beispielsweise auch nach Begriffen wie attraktiv, elegant, wundervoll und zauberhaft suchten. “So konnten wir nachweisen, dass sich im Sprachgebrauch ein Schönheitsprivileg erkennen lässt”, sagte Mill der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Um viele Kulturkreise abzudecken, liefen diese Berechnungen in 68 verschiedenen Sprachen. Besonders ausgeprägt ist der Schönheitsbonus demnach in den Sprachen Somali, Albanisch, Finnisch, Japanisch und Polnisch. Englisch und Deutsch finden sich im unteren Mittelfeld. “Für Deutsch lässt sich eine positive Bewertung von Schönheit gut zeigen, allerdings ist der Effekt im Vergleich zu anderen Sprachen nicht besonders stark”, sagte Studienautor Mill.

Warum nur in extrem wenigen Sprachen wie Vietnamesisch, Rumänisch und Moldauisch der negative Schönheitseffekt zu beobachten ist, können die Forscher noch nicht erklären. “Wir würden hier gerne weitere Untersuchungen anschließen.”

Allerdings sehen die Forscher eine gewisse Unsicherheit ihrer Methode, die sich aus der Zusammensetzung der genutzten Textbibliothek ergibt. “Das Internet ist voll von englischen Texten, auch Deutsch ist sehr stark vertreten. Andere Sprachen wie Vietnamesisch oder Somali sind weitaus weniger häufig zu finden. Wir können daher nicht ausschließen, dass die geringere Datengrundlage in bestimmten Sprachen das Studienergebnis beeinflusst haben könnte.” Dass die Methode grundsätzlich verlässliche Ergebnisse zeigt, davon sind die Studienautoren aber überzeugt.

Eines ist den Wissenschaftlern besonders wichtig: “Das Ziel unserer Untersuchung war es nicht, strategische Empfehlungen zu geben, wer sich wie durch welche Äußerlichkeiten Vorteile im Leben oder in der Arbeitswelt verschaffen könnte. Wir haben nur den Sprachgebrauch analysiert.” Und auch zur Frage, ob Schönheit von und bei Frauen und Männern unterschiedlich gesehen wird, ist noch eine offene Frage. “Bislang ist es uns nicht gelungen, hierzu eine aussagekräftige Methode zur Datenanalyse zu entwickeln. Wir denken noch darüber nach”, sagt Mill.