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Wie Geschichte riecht: Europäisches Forschungsprojekt ausgezeichnet

Wie hat es auf dem Schlachtfeld von Waterloo oder in Paris im 19. Jahrhundert gerochen: Mit solchen Fragen befassen sich Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Forschungsprojekt „Odeuropa“ zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus fünf anderen europäischen Ländern. Das Projekt habe nun den European Heritage Award erhalten, teilte die FAU am Montag mit. Er sei die renommierteste Auszeichnung Europas im Bereich des Kulturerbes.

„Odeuropa“ wolle die Bedeutung von Gerüchen und olfaktorischen Praktiken für die Entstehung kultureller Identität untersuchen und habe erarbeitet, wie sich dieses Kulturerbe vermitteln lässt, heißt es in der Mitteilung. Gerüche und Geruchserfahrungen könnten Emotionen wecken, Geschichte lebendig werden lassen und Verbindungen der Sinne zur Vergangenheit schaffen.

Welche Düfte und Gerüche zum Leben in früheren Jahrhunderten gehörten, könnten Gemälde und Zeichnungen, Romane oder Berichte in Zeitungen und Zeitschriften geben, heißt es in der Mitteilung. Die Gerüche seien in Worten und Farben versteckt. Beispiel seien abgebildete Objekte, die Gerüche verströmen, wie Tiere, Obst oder Blumen oder Gesten, wie das Heranwedeln eines Wohlgeruchs.

Um Verweise auf Gerüche in mehr als 43.000 historischen Bildern und 167.000 Büchern aus vier Jahrhunderten (1600-1920) und in sechs europäischen Sprachen zu finden, habe das Forschungsteam künstliche Intelligenz (KI) trainiert. Der bildbasierte Teil des Projekts sei maßgeblich vom Team der FAU am Lehrstuhl für Mustererkennung, am Department Digital Humanities und am Lehrstuhl für Aroma- und Geruchsforschung erarbeitet worden. Zu den wichtigsten digitalen Ergebnissen zähle der „Odeuropa Smell Explorer“, der nun aus 2,5 Millionen Einträgen besteht, hieß es. Außerdem sei ein „Olfactory Storytelling Toolkit“ für Museumsmitarbeitende entstanden, um historische Düfte in Ausstellungen zu vermitteln. (1958/16.06.2026)