Für manche ist er der schönste Tag der Woche – ausschlafen, Zeit für die Familie und Freunde haben, „Tatort“ gucken. Auf jeden Fall aber ist der Sonntag anders als die übrigen sechs Tage der Woche. Auf den Straßen ist deutlich weniger Verkehr, nur wenige Menschen müssen arbeiten, und die Geschäfte sind in der Regel zu. Also eine Pause, eine andere Zeit als sonst.
Sonntag: Zeit zum Ausruhen und Genießen
Eine gute Gelegenheit, aus dem Alltagsbetrieb auszusteigen und es wie Gott zu machen, der am siebten Tag nach der Erschaffung der Welt ruhte und das genoss, was er in den Tagen davor so gut geschaffen hatte. Mit der Schöpfungsgeschichte in Genesis wird deutlich: Schon ganz früh wird in der Beziehung von Gott und Menschen auf die Bedeutung der Pause für den Menschen hingewiesen. Er soll nicht immer geschäftig durch die Zeit und das Leben hetzen, sondern Unterbrechungen suchen und sie genießen.
Denn es tut dem Menschen nicht gut, immer im Hamsterrad und in den täglichen Routinen zu stecken. Wer nicht mal anhält und all das nachkommen lässt, was so passiert ist, kommt gar nicht mehr zu sich selber; er verliert sich. Und indem er sich selber verliert, verliert er auch den Kontakt zu den Mitmenschen und zu seiner Umwelt. Der Mensch ist aber – und auch das lässt sich in der Schöpfungsgeschichte nachlesen – ein Wesen, das die anderen braucht, das letztendlich nur in Beziehungen leben kann. Wer also sich selber und seine Beziehungen nicht pflegt, der verliert seine Energie, wird krank und landet im schlimmsten Fall im Burnout.
Deswegen also ist es gut, es als Ebenbild Gottes so zu machen wie er – und den Sonntag als Zeit zum Ausruhen und Genießen zu verbringen. Was das für den Einzelnen konkret bedeutet, ist sicher ganz verschieden. Der eine liebt es, am Sonntag lange zu schlafen. Ein anderer freut sich darauf, seinem Hobby nachzugehen und verschwindet für Stunden im Bastelkeller oder macht einen langen Waldlauf. Und wieder ein anderer genießt die Zeit mit einem Buch in der Sonne. All das sind Möglichkeiten, um abzuschalten und wieder zu sich zu kommen. Was auch immer man tut – es ist gut, die Zeit bewusst zu genießen und das zu machen, was einem wirklich gut tut. Bügelwäsche und Steuererklärung können warten. Vielmehr geht es darum, sich beschenken zu lassen, indem man genießt, was man mag.
Genauso wohltuend kann es sein, am Sonntag die Beziehungen zu den Menschen zu pflegen, die einem wichtig sind, die man mag und die man vielleicht auch braucht. Warum sich also nicht mit Freunden und Familie verabreden und gemeinsam Zeit verbringen in der Freude darüber, dass es Menschen gibt, mit denen man verbunden ist.
Für Christen ist der Gottesdienst am Sonntag die Gelegenheit, die genannten Aspekte miteinander zu verbinden. Der Sonntagsgottesdienst und die Eucharistiefeier sind auch so eine Unterbrechung des Alltags. In Liedern, Lesungen und Sakramenten werden andere Sinne und Gedanken angesprochen als werktags. Es ist die Gelegenheit, um auf das zu schauen, was in der vergangenen Woche war und sich einzustellen auf das, was kommen wird. Der Mensch tritt ganz bewusst in Verbindung mit Gott und pflegt so die erste und wichtigste Beziehung. Zudem feiert er den Gottesdienst nicht alleine, sondern zusammen mit anderen Menschen, zu denen es auch eine Beziehung gibt. Und vielleicht wird diese auch im Anschluss noch gepflegt, wenn es zum Frühschoppen oder zum gemeinsamen Mittagessen geht.
Insofern ist also der sonntägliche Gottesdienst eine ideale Hilfestellung, diesen Tag als Sonntag zu genießen. Dabei gibt es inzwischen so viele Gottesdienstformen und -angebote, dass auch hier jeder auf die Art und Weise feiern kann, wie er es mag und wie ihm es gut tut: schon früh am Morgen, um anschließend noch mit dem Rad die Natur zu genießen oder nach einem ausgedehnten Frühstück am Mittag. Und wer tagsüber den Sonntag auf andere Weise genossen hat, kann ihn perfekt abschließen mit einer Messe am Abend – eine gute Gelegenheit, um sich in Richtung Himmel und Erde auszurichten und bereit zu sein für den Alltag an den kommenden sechs Tagen.