Der Gazakrieg hat Folgen auch für die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland: Ausgangssperren, Militäreinsätze und von Israel einbehaltene Gelder lassen Patienten nicht an nötige Hilfe kommen, kritisiert die WHO.
Israel behindert nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation WHO die Gesundheitsversorgung im besetzten Westjordanland einschließlich Ost-Jerusalem. Seit dem 7. Oktober habe man 480 Angriffe auf Kliniken, Praxen und Krankenwagen dokumentiert, vor allem in den Städten Tulkarem, Dschenin und Nablus. Israelisches Militär und Sicherheitskräfte inhaftierten zudem medizinisches Personal und Patienten, hinderten sie am Zugang zu medizinischen Einrichtungen oder durchsuchten sie gewaltsam, kritisierte die UN-Behörde am Freitagabend in Genf.
Bei den Vorfällen wurden nach WHO-Angaben 16 Menschen getötet und 95 verletzt. Neben der Gewalt prangert die Organisation auch die Abriegelung ganzer Ortschaften und Verkehrssperren durch die israelische Besatzung an, was das Erreichen medizinischer Hilfe erschwere.
Auch trockne Israel das Gesundheitssystem finanziell aus, indem es für die Palästinensergebiete bestimmte Steuereinnahmen nicht weiterleite. Beschäftigte im medizinischen Sektor erhielten nur noch das halbe Gehalt und 45 Prozent der wichtigsten Medikamente seien nicht mehr verfügbar, so die WHO weiter. In den meisten Gebieten arbeiteten Krankenhäuser für die Grundversorgung und ambulante Fachkliniken zudem nur noch zwei Tage die Woche.
Wenn palästinensische Patienten medizinische Hilfe außerhalb des Westjordanlands oder Ostjerusalems suchten, erteilten israelische Behörden seit dem 7. Oktober deutlich seltener die entsprechende Genehmigung, fügte die UN-Behörde hinzu. Sie forderte von Israel den sofortigen und aktiven Schutz der Zivilbevölkerung und der medizinischen Versorgung im Westjordanland. Die Gesundheitsversorgung müsse nach dem Völkerrecht jederzeit sichergestellt bleiben.