Nach dem versuchten Diebstahl einer fast 400 Jahre alten Glocke vom Gelände der Friedrichskirche in Gotha ist unklar, ob sie dauerhaft an ihren angestammten Ort zurückkehren soll. Es sei verwunderlich, dass die Glocke nicht schon viel früher gestohlen wurde, sagte am Montag ein Mitarbeiter der Gothaer Kirchgemeinde dem Evangelischen Pressedienst (epd). Schließlich hänge sie in einem frei zugänglichen Glockenstuhl vor der Südfassade der Kirche in etwa zwei Metern Höhe. In einem Museum sei sie sicher besser aufgehoben.
Polizeiangaben zufolge konnte der Diebstahl in der Nacht zu Samstag dank eines aufmerksamen Anwohners in letzter Sekunde verhindert werden. Der Taschenlampenschein eines Nachbarn, der auf die Personen aufmerksam wurde, habe die vermutlich drei Täter vertrieben. Die Glocke sei bereits aus ihrer Halterung entfernt und für den Abtransport am Boden abgestellt worden.
Die Glocke wiegt nach Angaben der Kirchgemeinde Gotha 250 Kilo und wurde 1647 gegossen. Ihr Materialwert liegt bei geschätzt 1.300 Euro.
Auch die Kirche selbst ist den Angaben zufolge kulturhistorisch bedeutsam. Sie gilt als ältester barocker Zentralbau in Thüringen. Das Gotteshaus wurde 1715 auf den Resten einer zuvor abgebrochenen Vorgängerkirche erbaut. Die Kirchgemeinde Gotha ist Nutzer der Kirche. Eigentümer ist der Freistaat Thüringen.
Auftrag- und Namensgeber der Kirche war Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676-1732), der sie zum Dank für eine überstandene Krankheit stiftete. Architekt war der Baumeister Johann Erhard Straßburger (1675-1754) aus Gotha.