Stille im Spülkasten. Moment – Stille? Sollte da nicht etwas zu hören sein? Ein Rauschen? Das Geräusch nachlaufenden Wassers?
Aber es blieb still. Der Spülkasten, das Waschbecken, die Dusche – alles trockengelegt. Warum? Kalk in der Leitung? Ein Leck irgendwo am Rohr? Hoffentlich muss nicht die Wand aufgestemmt werden …
Schließlich kam der Klempner – und lachte. Es gibt da nämlich diesen Hahn in der Badezimmerwand, von dem ständig der Drehgriff abfällt. Der ist nicht außer Betrieb, wie ich dachte. Er dient dazu, die Wasserleitung zu öffnen. Oder zu schließen. Und genau das hatte ich wohl nach und nach getan, wenn ich den Griff mal wieder auf den Hahn steckte. Bis gar nichts mehr ging.
Jetzt dürfen Sie gerne fragen: Wie blöd darf man sein, sich selbst über Monate hinweg langsam das Wasser abzudrehen? Andererseits: Im Leben passiert es gar nicht so selten, dass etwas nur noch tröpfelt, ohne dass man so recht sagen kann, woran es liegt. Da ist die Freundin aus Schultagen, die man nur noch einmal im Jahr sieht. Da ist das einstmals so geliebte Hobby, für das irgendwie die Energie fehlt. Und manchmal ist es auch der Glaube, der von einem mitreißenden Strom zu einem dünnen Rinnsal wird.
Man gewöhnt sich daran, dass es nicht mehr so fließt wie früher und arrangiert sich damit. Man findet Ausreden: der Beruf, die Kinder, das Alter … Aber gut ist das nicht. Denn das, was da tröpfelt, ist die Grundlage unseres Lebens: Begeisterung, Liebe, Glauben. Wenn die versiegen, vertrocknen wir.
Damit es nicht so weit kommt, hilft es, mal am Hahn zu drehen. Ein Anruf? Ein Treffen? Ein Gebet? Manchmal ist es so einfach …