Immer wieder singt der Achtjährige: „Die Fische schwimmen mit dem Strom.“ Er hat das Lied in der Schule gehört, und nun geht es ihm nicht mehr aus dem Kopf. Plötzlich stutzt er. Man kann förmlich sehen, wie sich eine Erkenntnis durch seine Gehirnwindungen bahnt. „Aber … Fische schwimmen doch gar nicht mit Strom!“
So ist das mit Worten. Wir benutzen sie ständig und überall. Und das Missverständnis lauert hinter jedem Buchstaben.
Zum Beispiel bei der Handlungsanweisung: „Der Pfarrer tritt an den Sarg.“ Das kann man nicht missverstehen? Denken Sie nach. Vielleicht sollten Sie dazu die Geschichte lesen, die in dem neuen UK-Buch „Was weg ist, ist weg“ aufgeschrieben ist (Kuriose Beerdigungsgeschichten, Luther-Verlag, erscheint im Juli).
Wie sehr Wortbedeutungen flirren können, hat der Publizist Andreas Malessa beim Kirchentag nachgewiesen. Die Bezeichnung für die Großveranstaltung lautet: Deutscher. Evangelischer. Kirchentag. Schaue man genau (und mit Augenzwinkern) hin, stimme davon nichts. Statt „deutsch“ ist der Kirchentag international. Er ist nicht „evangelisch“, sondern ökumenisch. „Kirche“ könne man auch diskutieren. Zumindest wird das Treffen nicht von Amtskirchen veranstaltet, sondern versteht sich als Laienbewegung. Und „Tag“? Eher fast eine Woche (siehe Berichte in dieser Ausgabe).
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Das sagt das Johannesevangelium über Jesus Christus. Auch bei diesem Wort lohnt es, immer wieder zu fragen, was es für mich bedeutet. Aber anders als bei anderen Worten steht hier fest: Diesem Wort kann ich vertrauen.