Die Möglichkeit, mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) digitale Abbilder verstorbener Menschen zu erstellen, wirft nach Einschätzung der Tübinger Medienethikerin Jessica Heesen tiefgreifende ethische Fragen auf. Es bestehe die Gefahr, dass solche Angebote den Trauerprozess „eher stören könnten“, sagte Heesen dem Kirchen-TV-Magazin „Alpha & Omega“. Die ständige Verfügbarkeit eines digitalen Gegenübers erschwere es, „anzuerkennen dass die Person verstorben ist, wenn ich mich doch immer noch weiter mit ihr unterhalten kann“.
KI ermöglicht Video-Avatar zu generieren
Technisch sei die Erstellung solcher digitalen Ebenbilder nicht mehr schwierig, erläuterte Heesen. Die KI könne lernen, typische Antworten der gestorbenen Person zu imitieren und so ein Gespräch per Text, Sprache oder sogar als Video-Avatar zu ermöglichen. Eine Studie, an der Heesen beteiligt war, habe ergeben, dass Menschen dies vor allen Dingen machten, um sich in ihrer Trauer helfen zu lassen. Das Gefühl, weiterhin mit der gestorbenen Person sprechen zu können, sei für viele wertvoll, auch wenn ihnen bewusst sei, dass es sich um eine KI handelt.
Ethikerin vor der kommerziellen Ausnutzung
Ein weiteres Problem sei, dass eine KI „vielleicht noch Dinge hinzu erfindet“, was die tatsächlichen Erinnerungen an den Verstorbenen dominieren könnte. Zudem warnt die Ethikerin vor der kommerziellen Ausnutzung. Trauernde seien verletzliche Personen, die durch unseriöse Anbieter ausgebeutet werden könnten.