Wenn Karl-Heinz Jakubzik einen Raum betritt, geht sein Blick nicht selten erst zur Zimmerdecke, zu den Lampen. Dann schweift er nach unten zur Heizung und bleibt am Thermostat hängen. „Ich nehme schon wahr, wenn etwas nicht auf dem neuesten technischen Stand ist“, sagt Jakubzik. Kein Wunder: Der Umweltbeauftragte des Kirchenkreises Herford beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Frage, wie kirchliche Gebäude möglichst umweltfreundlich und preisgünstig mit Energie versorgt werden können. Da ist der prüfende Blick in Fleisch und Blut übergegangen.
„Ich habe mich schon früh dafür interessiert, was wir tun können, um Gottes Schöpfung zu bewahren“, sagt Jakubzik. Und weil er der Meinung ist, dass das nur vorwärts geht, wenn sich Menschen engagieren, sitzt er seit dem Jahr 2000 ehrenamtlich im Herforder Umweltausschuss; seit 2014 ist er dessen Vorsitzender. Hilfreich für diese Tätigkeit: sein Fachwissen als (inzwischen pensionierter) Energie-Einkäufer eines großen Handelsunternehmens.
Zunächst ging es im Kirchenkreis vor allem um eine Bestandsaufnahme in den Gemeinden: Wann sind die Gemeindehäuser und Kirchen belegt? Wie lange vorher muss geheizt werden, wie eine angenehme und dabei möglichst sparsame Beleuchtung aussehen? In welchem Zustand sind die Anlagen, und wo muss investiert werden?
Neben Maßnahmen zum Sparen hatte Jakubzik vor allem ein Ziel: alle Gemeinden mit Öko-Energie zu versorgen, also mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen und Gas, das möglichst umweltverträglich gefördert wird. Nur: Das ist teurer als herkömmlich erzeugte Energie – jedenfalls auf den ersten Blick. Wie also die auf Sparen geeichten Presbyterien überzeugen?
Indem man ihnen klarmacht, dass das geht: Mehr Umweltschutz für weniger Geld. Dafür gingen Jakubzik und seine Mitstreiter im Umweltausschuss strategisch geschickt vor: Zunächst zentralisierten sie den Einkauf von Energie für alle Gemeinden und den Kirchenkreis. Großabnehmer bekommen bessere Preise als kleine Kunden – mit diesen Mechanismen war Jakubzik beruflich bestens vertraut. Das eingesparte Geld kann jetzt in Öko-Energie investiert werden, und trotzdem stehen die Gemeinden heute besser da als zuvor. Inzwischen bezieht der Kirchenkreis ausschließlich Strom, der nach dem Grünen Strom-Label zertifiziert ist und zu 100 Prozent aus Erneuerbarer Energie stammt.
Beim Gas ist die Sache nicht ganz so einfach. Gas aus Bio-Masse ist umstritten. Die Umweltschützer aus Herford entschieden sich für eine andere Möglichkeit: herkömmliches Erdgas, verbunden mit der Garantie, das ausgestoßene CO2 zu kompensieren. Das bedeutet, dass der Gaskunde zum Preis des Gases noch einen Zuschlag zahlt, mit dem Projekte unterstützt werden, die dem Klimaschutz dienen. Hier bietet der „Gold“-Standard die beste Garantie für Nachhaltigkeit – und dafür hat sich der Kirchenkreis Herford denn auch entschieden.
Die Zahlen sind beeindruckend: „Insgesamt wurden im vergangenen Jahr fast 87 Prozent unseres CO2-Ausstoßes kompensiert“, erklärt Jakubzik. Möglich ist das mit Hilfe des kirchlichen Kompensationsfonds „Klima-Kollekte“, der mit evangelischen und katholischen Hilfsorganisationen zusammenarbeitet. Dabei werden in ärmeren Ländern Klimaschutz und Armutsbekämpfung gefördert, was insgesamt weltweit zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes führen soll. Jakubzik gefällt der Gedanke, dass das Geld der Gemeinden auf diese Weise doppelt gut angelegt ist.
Ganz wichtig ist ihm dabei: Der Einsatz für den Klimaschutz kann nicht Sache einiger weniger bleiben. „Das schafft nicht einer allein, da müssen viele mitziehen.“
arum arbeitet der Umweltexperte daran, die ständige Überprüfung und Weiterentwicklung in diesem Bereich in die Abläufe der kirchlichen Verwaltung einzubauen. Außerdem, so meint Jakubzik, sind die Möglichkeiten für nachhaltigen Umgang mit Energie noch lange nicht ausgeschöpft. Seine Hoffnung setzt er auf die kommenden Generationen, denn die seien in vielen Bereichen offener für neue Ideen: „Wer eine Sache seit vielen Jahren macht, blickt oft nicht mehr über den eigenen Kirchturm hinaus“, sagt er. „Die Jüngeren haben da oft schon ein ganz anderes Bewusstsein. Die müssen wir gewinnen.“
Informationen: www.klima-kollekte.de.