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Weltnaturkonferenz stellt Weichen für Artenschutzfinanzierung

Nach der Ernüchterung doch noch ein Erfolg – In Rom hat sich die Staatengemeinschaft auf einen Fahrplan für die Finanzierung des Artenschutzes geeinigt. Dabei steckt der Erfolg gar nicht so sehr im Inhalt der Beschlüsse.

Groß war der Frust vieler Beteiligter im vergangenen November. Weil schon zu viele Delegierte abgereist waren, endete die Weltnaturkonferenz im kolumbianischen Cali ohne einen konkreten Beschluss. Besonders das Hauptproblem blieb ungelöst: Wie die Nationen der Welt künftig den doch so wichtigen Artenschutz finanzieren wollen, auf den sie sich 2022 im Weltnaturabkommen von Montreal geeinigt hatten.

Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an die Fortsetzung des Gipfeltreffens, die am Dienstag in Rom begann. In der Nacht zu Freitag ging nun die 16. UN-Biodiversitätskonferenz zu Ende – mit Beschlüssen, die auch die Umweltschützer zufriedenstellen. Zumindest vorerst.

Konkret haben sich die Vertragspartner auf eine gemeinsame Strategie für die finanzielle Ausstattung des Artenschutzes geeinigt. Um die im Weltnaturabkommen bezifferten 200 Milliarden US-Dollar zur Förderung der Biodiversität zu erreichen, wurde nun ein Finanzplan verabschiedet, in dem die Staaten sich verpflichten, die Summe aufbringen zu wollen. Länder sollen zudem ermahnt werden, Förderungen für klimaschädliche Industrien zu beenden und umzuwidmen. Gleichzeitig wurde ein Beobachtungsmechanismus eingerichtet, mit dem die Umsetzungsmaßnahmen des Abkommens überprüft werden können.

Gerade Letzteres schätzen Umweltschützer als wichtig ein. “Das Berichtswesen ist von zentraler Bedeutung, damit die Umsetzung der Ziele auch nachgehalten werden kann”, erklärt der Leiter für internationale Politik beim WWF Deutschland, Florian Titze, auf Anfrage am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Titze nahm als Beobachter an den Verhandlungen in Rom teil. Hätte es hier keine Einigung gegeben, wäre der ganze Prozess gefährdet gewesen, betont der Umweltschützer.

Generell scheint die Erleichterung darüber, dass es überhaupt zu einer Einigung gekommen ist, die Zufriedenheit mit dem eigentlichen Inhalt der Beschlüsse deutlich zu überlagern – denn in Stein gemeißelt ist durch Rom nun weiterhin nichts. Die Ziele von Montreal, ein Schutz von mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen bis 2030, der Abbau von umweltschädlichen Emissionen um mindestens 500 Milliarden US-Dollar im Jahr sowie die Unterstützung von Entwicklungsländern mit 30 Milliarden Dollar pro Jahr für Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen bleiben weiter ambitioniert.

Dennoch könne der Gipfel als Erfolg gefeiert werden, so Titze. “Die Vertragsstaaten haben gezeigt, dass sie globalen Herausforderungen auch in schwierigen Zeiten noch gemeinsam entgegentreten können.” Große Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten seien in Rom zurückgestellt worden. “Das ist ein positives Zeichen für die globale Zusammenarbeit und hält die Chance am Leben, dass wir das Artensterben im Sinne des Weltnaturabkommens von Montreal noch beenden können.”

Ähnlich äußerte sich auch Greenpeace. Die Beschlüsse zeigten, dass die Weltgemeinschaft sich weiter den Umweltkrisen stellen wolle. “Und das auch ohne die USA, die bei der Bekämpfung der Artenkrise nicht mitverhandelt haben und sich vom Pariser Klimaabkommen verabschiedet haben.” Bei der kommenden Weltklimakonferenz in Brasilien in diesem Jahr müssten nun Klima- und Naturschutzmaßnahmen enger miteinander verbunden werden.

Greenpeace fordert zudem die künftige Bundesregierung auf, mehr Geld in Klima- und Naturschutz zu stecken sowie natürliche Lebensräume besser zu schützen. “Wir brauchen einen neuen gesetzlichen Rahmen, der Naturschutz und Wiederherstellungsmaßnahmen, natürlichen Klimaschutz und Klimaanpassung zusammen zum Schutz aller Menschen garantiert.”