Artikel teilen:

Weihnachtsmarkt und Silvesterböllerei ängstigen Tiere

Frauchen liebt Weihnachtsmärkte. Gemeinsam mit ihren Freundinnen trinkt sie Glühwein, so wie viele andere Passanten auch. Und Hund Bello? Der steht zitternd dazwischen, umgeben von langen Menschenbeinen und einem ohrenbetäubenden Mix aus Stimmen und Weihnachtsmusik. Ähnlich geht es ihm und Katze Miezi zu Silvester: Zündet Herrchen Böller, versetzt das die Tiere in Panik.

„Menschenmengen, laute Geräusche und versehentliche Tritte auf Pfoten und Schwanz sind für unsere Tiere, die einen ausgeprägten Hör- und Geruchssinn besitzen, eher Horror als weihnachtliche Vorfreude“, sagt Karina Omelyanovskaya von Vier Pfoten. Die Tierschutzorganisation rät: „Das Tier am besten zu Hause lassen!“ Weder Weihnachtsmärkte noch Shoppingmeilen seien für sie der passende Ort.

Fühlten Hundehalterinnen oder -halter sich beim Last-Minute-Geschenkekauf gehetzt, beunruhige das in der Regel auch den Hund, erklärt Vier Pfoten. Neben der Gefahr unbeabsichtigter Tritte im Einkaufsgetümmel werde das Tier mit vielen unbekannten Gesichtern, Einkaufsschlangen und neuen Gerüchen konfrontiert, was zusätzlich für Unruhe sorge. „Im schlimmsten Fall darf der Hund nicht mit in die Läden und muss draußen im Nass-Kalten bleiben, wo er friert und gestohlen werden könnte“, sagt Omelyanovskaya.

Wer dennoch mit seinem Vierbeiner unterwegs ist, sollte ihn anleinen und einen Maulkorb bereithalten, rät Vier Pfoten. Viele Menschen neigten dazu, Tiere ohne vorherige Absprache mit dem Halter anzufassen, was gefährliche Konsequenzen sowohl für den Menschen als auch für das Tier haben könne. Wer mit seinem Tier öffentliche Verkehrsmittel nutzt, sollte die Einkaufsstoßzeiten vermeiden. Gerade ein Hund, der solche Situationen nicht kennt, könne sich in engen Fahrzeugen schnell bedroht fühlen.

Der Hamburger Tierschutzverein (HTV), Betreiber des Tierheims Süderstraße, bittet darum, Geld lieber zu spenden, als es für Silvester-Böller auszugeben. Für die Tierheimtiere seien die Abende und Nächte rund um den Jahreswechsel mit viel Angst verbunden, denn sie hätten keine eigenen Familien, die sie im Ernstfall vor dem ohrenbetäubenden Krach abschirmen könnten. Zwar gebe es im Tierheim des HTV eine Notbesetzung, sie könne sich aber nicht um Hunderte Tiere gleichzeitig kümmern.

Eine Nacht des Grauens sei Silvester aber auch für Tiere mit festem Zuhause sowie für Wildtiere. „Grundsätzlich hoffen wir natürlich, dass die Menschen sich besinnen, nicht so viel knallen und nur die organisierten Feuerwerke anschauen, also nicht jeder überall herumböllert“, sagt Janet Bernhardt, 1. Vorsitzende des HTV. „So müssten in der Silvesternacht Millionen Tiere keine Angst erleiden.“ Vom HTV heißt es aber auch: Trotz Böller- und Raketenverbots am Jungfernstieg und vor dem Rathaus blickten Behörden pessimistisch auf die Silvesternacht, die Anzahl illegaler Böller sei zuletzt sogar noch gestiegen.

„Wir verstehen jeden, der Silvester wieder ‘so wie früher’ genießen möchte, aber es gibt auch andere Arten, sich einen schönen Abend zu machen – und auch sinnvollere Arten, sein Geld loszuwerden“, sagt Bernhardt. „Unser Tipp: Spendet das Geld lieber, bevor ihr es in die Luft jagt.“ Das Tierheim in der Süderstraße beherberge zurzeit etwa 700 Tiere, „für Geldspenden gibt es hier, wie in jedem Tierheim, mehr als genug sinnvolle Einsatzzwecke“.