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„Wegen dem da oben…“

Normalerweise stehe ich immer an der falschen Kasse. An diesem Samstagvormittag aber hatte ich, wie sich später zeigen sollte, alles richtig gemacht. Es ging flott voran. Was mich tröstete, denn eigentlich wollte ich gar nicht raus. Am Himmel nichts als Grau und nasse Kälte in allen Poren. Lieber hätte ich meinen Mann geschickt. Aber wie heißt es doch: Bei solchem Wetter jagt man nicht mal einen Hund vor die Tür. Und dann den eigenen Ehemann? Nein, das ging nicht.
Also machte ich mich selbst auf den Weg zum Supermarkt, suchte zusammen, was ich brauchte, und stellte mich an der Kasse an.

Schon von hinten in der Schlange sah ich das strahlende Lächeln des Kassierers, das so gar nicht zum Wetter passen wollte. Ich verstand zwar keine Details, aber der herzliche Tonfall, mit dem er die Kunden ansprach, war nicht zu überhören. Was aber taten die? Packten mürrisch ihre Waren ein und schafften es nur mit Mühe und Not, sich auf den Wunsch für ein „Schönes Wochenende“ ein „Danke“ rauszuquälen. Es war zum Fremdschämen. Als ich an die Reihe kam, musste ich mich erst mal für meine Mit-Kunden entschuldigen.

Dem jungen Mann aber war die Muffeligkeit seiner Kundschaft offenbar egal. „Ich mache das nicht wegen der Leute“, sagte er und zeigte mit seinem Arm gen Himmel. „Ich mache das wegen dem da oben.“

Da war ich dann diejenige, der die Worte fehlten… Soviel fröhlichen und aufrichtigen Gottglauben an einem grauen, nasskalten Wintertag in einem ostwestfälischen Supermarkt – das musste ich erst mal verdauen.

Zuhause angekommen, war ich jedenfalls froh, dass ich selbst einkaufen gegangen war. Und dass ich ausnahmsweise mal die richtige Kasse gewählt hatte.