Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) trauert um Sofia Corradi. Die italienische Rechts- und Erziehungswissenschaftlerin starb im Alter von 91 Jahren in Rom, wie der DAAD am Dienstag in Bonn mitteilte. Der DAAD würdigte Corradi als Wegbereiterin des europäischen Studienaustauschprogramms Erasmus. Corradi habe der Erasmus-Idee eines strukturierten Studierendenaustauschs mit geregelter Anerkennung den Weg geebnet. Seit dem Start des Programms 1987 hätten rund 16 Millionen junge Menschen mit Erasmus Europa für sich entdeckt.
„Wir verlieren mit Sofia Corradi eine Visionärin der grenzüberschreitenden Hochschulbildung“, erklärte DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee. Mit ihrem Engagement für Mobilität, Anerkennung von Studienleistungen und europäische Hochschulzusammenarbeit habe sie den Gedanken eines vereinten Europas im Hochschulbereich geprägt. Ihre Idee stehe für Offenheit, Verständigung, Frieden und den Aufbau einer gemeinsamen europäischen Identität.
Corradi war den Angaben nach in den 1960er Jahren Beraterin für internationale Beziehungen der italienischen Hochschulrektorenkonferenz. 1969 legte sie in einem Memorandum ihre Vision eines europäischen Studierendenaustauschs vor: Studierende sollten einen Teil ihres Studiums im Ausland absolvieren und ihre Leistungen an der Heimathochschule anerkennen lassen können. Diese Idee fand Mitte der 1970er Jahre Eingang in eine Resolution der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zur Förderung des Studierendenaustauschs. Daraus entwickelten sich die sogenannten „Joint Study Programmes“, die schließlich 1987 im Erasmus-Programm mündeten. Der DAAD ist seit 1987 die Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im Programm Erasmus+ und seiner Vorgängerprogramme.