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WDR-Recherche: Gefährdeter Kinderschutz durch überlastete Jugendämter

Der Kinderschutz in Deutschland ist einer WDR-Recherche zufolge aufgrund überlasteter Jugendämter gefährdet. Gründe seien Mangel an Personal, an Unterkünften und Finanzierung von Jugendämtern, teilte der Sender am Mittwoch in Köln mit. Eine WDR-Reportage zu dem Thema sollte am Mittwochabend um 22.50 Uhr im Ersten in der Reihe ARD Story ausgestrahlt werden.

Die WDR-Befragung der Jugendämter fand den Angaben nach im Sommer 2024 statt. Angeschrieben wurden die Leitungen von insgesamt 580 deutschen Jugendämtern. Den Teilnehmenden wurde Anonymität zugesichert. Rückmeldungen erhielt der WDR aus allen Bundesländern, in NRW lag die Teilnahmequote bei 60 Prozent.

Rund die Hälfte der beteiligten NRW-Jugendämter gab an, dass es im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) häufig oder sogar dauerhaft zu Überlastungen kommt. Der Personalmangel im ASD ist in NRW etwas geringer als im Bundesdurchschnitt, wie der WDR berichtet. Aber auch in NRW habe nur ein Drittel der Jugendämter, die auf die Fragen antworteten, genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diesen Fachbereich. Für die Personalplanung der Amtsleitungen sei das herausfordernd. Mehr als die Hälfte von ihnen gab demnach an, Stellen im ASD häufig oder dauerhaft mit noch nicht gut geeigneten Personen besetzen zu müssen. Gleichzeitig sei die Zeit für Einarbeitungen oft knapp.

Neben Problemen mit Personalmangel und Überlastung sei auch die Finanzierung für Jugendämter nicht immer einfach, hieß es. Jugendämter seien meist für eine größere Gemeinde oder einen Kreis zuständig. Die lokalen Kommunen seien auch die hauptsächlichen Geldgeber. Jede fünfte Amtsleitung aus NRW gab dem WDR zufolge an, ihr Geldgeber habe sie schon mal zum Sparen bei Hilfen zur Erziehung oder im Kinderschutz aufgefordert.

In der Befragung des WDR konnten die Amtsleitungen anonym ankreuzen, welche Fälle schon bei ihnen vorgekommen sind. 20 Jugendämter aus Nordrhein-Westfalen bestätigten dabei, dass Kinder oder Jugendliche schon mal in Räumen des Jugendamts übernachten mussten. Fast 60 Prozent der Jugendämter gaben an, dass wegen des Platzmangels Kinder schon mal länger als angebracht in ihren Familien bleiben mussten. Dadurch seien Kinder einer erneuten Gefährdung ausgesetzt.

Fast die Hälfte der teilnehmenden Jugendamtsleitungen aus Nordrhein-Westfalen gab in der WDR-Umfrage an, nicht das Gefühl zu haben, den Kinderschutz unter den aktuellen Bedingungen stets gut gewährleisten zu können.