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Was tun, wenn es kracht?

In vielen Gemeinden treten Konflikte auf, die sich nur mit Hilfe von Außenstehenden lösen lassen.

Von Constanze Broelemann

Gemeindearbeit ist Teamarbeit, alle kennen sich gut und können sich aufeinander verlassen. Wenn die eine oder der andere mal ausfällt, springt jemand ein, der es auch kann. Alle sind füreinander da. Der Pfarrer oder die Pfarrerin sind nicht die großen Chefs. Alle Entscheidungen werden gemeinsam und in großer Einigkeit getroffen. Schließlich sind wir eine evangelische Gemeinde.Dieses Bild von ihrer Kirche haben viele Protestanten im Kopf, wenn sie sonntags im Gottesdienst „Lobe den Herrn“ singen, am Abendmahl teilnehmen oder ihre Kinder zur Taufe anmelden. Doch dieses Bild stimmt längst nicht immer. Oft ist alles ganz anders. Es gibt Zoff in den Gemeinden, Zank und Streit und zwar reichlich. Handfeste Konflikte ziehen sich nicht selten über Jahre hin, werden aber unter der Decke gehalten, obwohl alle darunter leiden. Bernd Neukirch ist Pfarrer, aber auch systemischer Organisationsentwickler und Gemeindeberater. In seinem Büro im Amt für kirchliche Dienste (AKD) in Berlin-Charlottenburg hat er mit den sehr unterschiedlichen Konflikten in der Landeskirche zu tun. Neukirch wird gerufen, wenn es knallt, wenn sich außer Streit und Wut nichts mehr bewegt. Dann fährt er hin, oftmals auch in die Uckermark oder die Schlesische Oberlausitz. „Ich rede vor allem mit den Leuten und gucke, was gebraucht wird, um die schwelenden Probleme in den Griff zu bekommen.“ Soll heißen: Neukirch wägt ab, ob vielleicht eine längere Begleitung, eine Gemeindeberatung, ein Coaching, eine Mediation oder Supervision sinnvoll ist. Was am besten passt, findet der Profi meistens schnell heraus. Doch er verordnet nichts, sondern spricht Empfehlungen aus. Was die Ratsuchenden dann tatsächlich machen, um ihre Konflikte zu lösen, bleibt ihnen überlassen.

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