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Was im Ohr so ankommt

Über den Predigttext für den Sonntag Sexagesimä: Lukas 8,4-8

Predigttext
4 Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: 5 Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. 6 Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. 7 Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. 8 Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Sie wissen doch, dass Sie regelmäßig die Ohren durchspülen lassen müssen, sonst setzen sie sich zu!“, sagte mir mein Ohrenarzt mit einem vorwurfsvollen Unterton. „Die Dinge des Alltags setzen sich mit der Zeit eben ab“, schob er noch nach. Die Worte wirkten!

Die Dinge des Alltags – all das, was sich so ansammelt –, das sind die Tagesablagerungen.
Was setzt sich nicht alles ab – und eben auch die vielen Eindrücke und Worte des Alltags. Da kommt schon einiges zusammen und dringt in mein Ohr. Da hat vieles direkten Zugang, was ich am Tag so aufschnappe.

Das, was ich höre, sammelt sich. Das Schöne und Freudige, aber genauso das, was mich bedrückt und nicht schlafen lässt. Das, was ich hören muss oder gar nicht hören möchte und was mich drückt und natürlich auch das, was mich erfreut und glücklich werden lässt!

Im Ohr setzt sich vieles ab

Im Ohr setzt sich vieles ab. Da kommt in unserer Zeit einiges zusammen: Probleme, Themen und Sorgen um den Arbeitsplatz, die Gesundheit, um die Familie, die Betreuung der Kinder, Eltern und Großeltern. Fragen und Unsicherheiten, die uns alle seit vielen Wochen begleiten.

Den ganzen Tag – Woche für Woche – hören wir im Moment die immer gleichen Themen, die den Alltag bestimmen und uns fordern.
Unsere Gesellschaft und die Menschen auf dem gesamten Erdball sind herausgefordert und bedroht. Wir spüren die zunehmende Unsicherheit. Unser Denken und Fühlen kreist um diese Tagesthemen. Sie nehmen einen großen Raum ein und weiten sich aus.

Geschichten wie ein innerer Spiegel

Wie erreiche ich aber Menschen inmitten ihrer herausfordernden Themen und Fragen?
Jesus wusste es. Er erzählte Gleichnisse, entwarf und beschrieb Bilder, die berührten, einem inneren Spiegel gleich. So öffnete er die Herzen der Menschen. Seine Erzählungen sind so angelegt, dass sich jede und jeder, die oder der möchte, wiedererkennen und sich in ihnen widerspiegeln kann.

Und so erzählte Jesus ein Gleichnis, eine Beispielgeschichte von einem Bauern, der Samenkörner ausstreute in der Hoffnung, dass diese aufgehen mögen. Aber ein Großteil des Samens wurde zertreten, gefressen oder fiel unter die Dornen.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer Jesu hatten vor 2000 Jahren andere „Tagesthemen“, die sie bewegten. Aber auch bei ihnen standen die Fragen um ihre Existenz im Mittelpunkt. Jesus wusste, dass sich Menschen schnell im Tagesgestrüpp verheddern und leicht verlieren können. Er wusste, dass Hoffnungen schnell gefressen werden und ein steiniger Boden gute Ideen eingehen lässt.

Nur auf gutem Boden kann etwas gedeihen, wie auf einem fruchtbaren Acker.
Wenn es gelingt, das zu erkennen, dann kann das Gute wachsen.

Damit Gutes wachsen kann

Für Jesus waren die befreienden Worte Gottes der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit und des Friedens wie ein fruchtbarer Acker, auf dem das Leben gedeihen konnte und kann. Jesus beendet sein Gleichnis mit den Worten: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Dieser Ausspruch lädt zur Beschäftigung ein.
In dieser Atmosphäre kann sich das lebensunterstützende Wort Jesu ausbreiten und seine Wirkung entfalten.

Benedikt von Nursia hat das Hören in den Mittelpunkt seiner Texte gestellt. Eines seiner Leitworte war: Schweige und HÖRE, neige Deines Herzens Ohr!
Das könnte in seinen Worten die Essenz des Gleichnisses vom Sämann sein. Hin-Hören – ganz bewusst!

Zunächst eine Reise nach innen antreten. Wenn wir in dieser Haltung die Worte Jesu wirken lassen, dann können wir Gott nah sein. Dann können die Themen des Tages nach hinten rücken, Herz und Sinne eine Kraft spüren, von der Jesus gepredigt hat: Mutmachende Worte, Orientierung und die Gewissheit, dass wir mit der Kraft verbunden sind, die uns alle trägt.
Wer Ohren hat zu hören, der höre!