Von Bischof Markus Dröge
„Was kann ein Trump-Anhänger von Luther lernen?“ wurde ich neulich in einem Interview gefragt. Als erstes würde ich das Achte Gebot nennen: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Und dann Luthers Auslegung im Kleinen Katechismus hinzufügen: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“ Was für ein Satz! Nicht „Only bad news aregood news“ (nur schlechte Nachrichten, sind gute Nachrichten), nicht in den Chor einstimmen, wenn über jemanden hergezogen wird, sondern wo möglich widersprechen. In den USA und in Europa verbreiten Populisten ihre eigene, gefühlte Wahrheit. Sie schüren Hass und Angst, ohne sich um Fakten zu kümmern. Oft heißt es deshalb, wir würden in einer „postfaktischen“ Zeit leben. Hass-Mails bekommen auch in Deutschland Politiker, Journalistinnen oder Wort-zum-Sonntag-Sprecherinnen. Und immer öfter werden diese gar nicht mehr von Menschen verfasst, sondern von Computern, mit der Scheinidentität eines Menschen. „Bots“ als Kurzform von Roboter generierten Nachrichten ist dafür das Wort, das uns in den kommenden Monaten auch im deutschen Wahlkampf öfter begegnen wird.
Ausgabe kaufen und weiterlesen