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Was bleibt?

Die Wahlen stehen vor der Tür; die Frage, wer neuer US-Präsident oder -Präsidentin wird, dürfte entscheidenden Einfluss auf die Weltpolitik haben. Zeit, einen Blick auf den bisherigen Amtsinhaber Barack Obama zu werfen und Bilanz zu ziehen.
Hoffnung – das ist vielleicht das Stichwort, das man in den Geschichtsbüchern am meisten mit Obama in Verbindung bringen wird.
Wohl noch nie zuvor ist ein amerikanischer Präsident mit so viel Euphorie und Vorschusslorbeeren beim Start begleitet worden. Als Obama 2008 gewählt wurde, sah die halbe Welt so etwas wie eine Messias-Gestalt in ihm. Ein jugendlich wirkender Senator, fortschrittlich, aufgeschlossen, rhetorisch brillant, einfühlsam. Und durch seine Hautfarbe auch noch ein Hoffnungsträger im Blick auf eine gerechtere Gesellschaft.
Nach den Jahren der Bush-Regierung schien das wie ein Aufbruch in ein neues Land: raus aus dem rechtskonservativ-nationalen Lager. Hin in eine offenere Welt, geprägt durch Rechtstaatlichkeit und Orientierung an sozialen Werten. Statt Machtpolitik und Eigennutz für „God’s own country“ („Gottes eigenes Land“, so eine Selbstbezeichnung der US-Amerikaner) Grenzen überschreitende Solidarität.

Um es vorwegzunehmen: Diese Hoffnungen haben sich größtenteils nicht erfüllt. Selbst Obama-Fans würden heute sagen, dass all die Vorschusslorbeeren, mit denen der junge Präsident damals zu Amtsbeginn bedacht worden war (etwa der Friedensnobelpreis), vielleicht doch ein bisschen zu viel des Guten waren.
Woran lag das?
Der Alltag der Machtpolitik erwies sich als viel härter als erwartet. Aus dem Schlachtruf der Obama-Bewegung „Yes, we can“ („Ja, wir schaffen das!“) wurde allzu oft ein: Nein, das klappt dann leider doch nicht. Der politische Widerstand in den USA war zu stark. Regelmäßig stand der Präsident gegen den Block aus Senat und Kongress, der durch den politischen Gegner, die Republikaner, eisern gehalten wurde.
Politische Beobachter weisen immer wieder darauf hin, was an Kraftanstrengungen hinter den Kulissen gelaufen sein mag, welche Herkulesarbeit Obama als Präsident da vermutlich geleistet hat – vielleicht nicht als Macher. Aber als Verhinderer von Schlimmerem.
Und hier mag das größte Verdienst von Barack Obama liegen: Wer immer ihm als „mächtigster Mann“ oder als „mächtigste Frau“ der Erde folgen –  wenn er oder sie im Amt sein wird, werden wir Obama ganz sicher noch vermissen. Erst dann wird uns klar werden, was wir an ihm hatten.