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Warum nicht mit Humor betrachten?

Die Verfasser des Beerdigungs-Buches, UK-Verleger Bernd Becker und Chefredakteur Gerd-Matthias Hoeffchen, möchten zu einem angemessenen Umgang mit dem Thema Tod und Leben einladen

Ein Buch mit Beerdigungsgeschichten – wozu das?
Gerd-Matthias Hoeffchen (gmh): Ausschlag gab eine wahre Begebenheit, die mir vor Jahren meine Mutter erzählt hatte. Sie war bei der Beerdigung eines Nachbarn. Plötzlich kam ein Wind auf und wehte der Witwe den Hut vom Kopf – plumps, fiel der ins offene Grab. Mehr wollen wir davon nicht verraten. Daraus entstand die Titelgeschichte: Was weg ist, ist weg.
Bernd Becker (BB): Als wir Bekannten von unserer Idee erzählten, bekamen wir plötzlich ganz viele ähnliche Geschichten zugetragen. Vor allem von Pfarrerinnen und Pfarrern, aber auch von anderen Gemeindemitgliedern.
 
Kuriose Beerdigungen – ist das nicht pietätlos?
gmh: Aus unserer Sicht nicht. Zum einen – das war eine Erkenntnis unserer Arbeit an diesem Buch – hat offenbar so ziemlich jeder Pfarrer, jeder Pfarrerin solche Situationen erlebt: Irgendetwas läuft nicht rund bei einer Beerdigung. Zum anderen: Diese Geschichten machen sich nicht lustig über Tod und Trauer der Angehörigen. Sie berichten ja gerade davon, wie eine heikle Situation gerettet werden kann. In allen Erzählungen bleibt die Würde der Betroffenen gewahrt.

Zwischen den Erzählungen finden sich noch andere Texte. Warum?
gmh: Wenn man zwei oder drei Geschichten über kuriose Beerdigungen gelesen hat, kommt erst mal eine Art zweites Programm: eine kurze Besinnung, ein Gedicht, ein Sinnspruch aus der Literatur. Das sind wundervolle Texte. Es ging uns in diesem Buch also nicht darum, uns lustig über das Ende des Lebens zu machen. Wir glauben, dass die Texte zu einem angemessenen Umgang mit dem Thema Tod und Leben führen.
BB: Der Tod ist unausweichlich, aber man muss ihm als Thema im Leben nicht vorweg ausweichen wollen. Es gibt gute Gründe, gerade im christlichen Glauben, sich der Frage nach dem Tod und was danach kommt, getrost zu stellen. In diesem Sinne meinen wir: Beerdigungen darf man durchaus auch mit Humor betrachten.
 
Sind alle Geschichten in dem Buch wahr und tatsächlich so passiert?
BB: Sagen wir so: Sie beruhen auf tatsächlichen Ereignissen.
gmh: Wir haben die Geschichten erzählerisch ein wenig aufbereitet. Schon alleine, um die handelnden Personen nicht erkennbar zu machen. Zumindest so viel sei verraten, dass sich die Titelgeschichte auf einem Friedhof in Castrop-Rauxel ereignet hat.
 
Haben die beiden Autoren eine Lieblingsgeschichte in diesem Buch?
gmh: Für mich auf jeden Fall die Titelgeschichte. Dann aber auch die Geschichte gleich zu Anfang von den beiden Schwestern („Letzter Halt“).
BB: Ich mag die Geschichten mit der Spinne („Eine haarige Angelegenheit“) und „Beide Steine“. Weil beide Geschichten so sympathisch enden!

Für wen ist dieses Buch gedacht?
gmh: Als Sammlung von kurzen Erzählungen eigentlich für jeden. Die Texte sind unterhaltsam, an vielen Stellen schimmert ein Augenzwinkern durch. Da warten auch eine Menge Überraschungen in den Texten; Sie werden sehen …
BB: Manche Geschichten machen aber auch nachdenklich und stellen die Frage nach unserem Glauben im Leben und im Sterben einfach mal etwas anders.
gmh: Auf jeden Fall eignen sich die Texte auch hervorragend zum Vorlesen. Und natürlich ist das Buch auch als Geschenk oder Mitbringsel eine tolle Idee.