Zuerst waren da die Bilder vom Münchner Hauptbahnhof im vergangenen Sommer. Dann häuften sich die Berichte auch in den Zeitungen der Region: Busse voller erschöpfter Menschen, Turnhallen voller Notbetten, Aufrufe zu Kleiderspenden, Geldspenden, Mithilfe aus allen Richtungen.
Irgendwann war mir klar: Es reicht nicht, zu reden, und auch nicht, zu schreiben. Unsere Kinder waren bereit, ein Zimmer an einen Flüchtling abzugeben – das aber ließen die städtischen Vorschriften nicht ohne Weiteres zu. Also habe ich nach einer Stelle gesucht, wo meine Hilfe benötigt wird. Gar nicht so einfach, denn auch die Koordinatoren für ehrenamtliche Hilfe mussten erst einen Überblick finden.
Mein Projekt habe ich schließlich bei einer Informationsveranstaltung des Kirchenkreises Bielefeld gefunden. Inzwischen arbeite ich seit einigen Monaten bei einem Sprachcafé für Flüchtlingsmädchen mit. Wir spielen, backen, basteln und bemalen Fingernägel – und versuchen dabei nebenher, die Mädchen mit der deutschen Sprache vertrauter zu machen und ihnen das Einleben in Deutschland zu erleichtern.
Mit den Kindern kamen auch die Mütter – und so leisten wir hin und wieder auch Hilfe bei Arztbesuchen, Asylanträgen oder Fragen zu Deutschkursen.
Seit Kurzem haben die meisten der Familien, mit denen wir Kontakt haben, ihren Ablehnungsbescheid. Noch kommen die Mädchen weiterhin; die Mütter haben es wohl aufgegeben, weiter Energie in den Kontakt zu Deutschen zu stecken.
Es gibt Freude und Frust, Bereicherung und das Gefühl von Überforderung und Ohnmacht. Wieviel ich bewege, weiß ich nicht. Aber ich erlebe: In den zwei Stunden am Freitagnachmittag lachen die Kinder, und die Mütter manchmal auch. Schon das macht für mich mein Engagement wertvoll.
Wie mir geht es vielen Menschen in unseren Kirchengemeinden. Wir haben einige von ihnen gefragt, wie und warum sie sich für Flüchtlinge einsetzen und welche Erfahrungen sie damit gemacht haben. Anke von Legat
Artikel teilen:
Warum nicht einfach anfangen?
