BAD OEYNHAUSEN – Die 130 Jahre alte Diakonische Stiftung Wittekindshof für Menschen mit Behinderungen plant Umstrukturierungen auf ihrem Gründungsgelände. Bis Ende der Sommerferien im August sollen sieben nicht mehr genutzte Gebäude auf dem 420 000 Quadratmeter großen Areal abgerissen werden, wie die Stiftung mitteilte. Die frei werdenden Flächen werden für privaten Wohnraum zur Verfügung gestellt, auch weitere Parkflächen sollen entstehen, wie es hieß. Die bauliche Entwicklung des Wittekindshofes in Bad Oeynhausen zu einem offenen Stadtteil geht einher mit dem Ausbau des Betreuungsangebots der Stiftung in den Regionen Ostwestfalen, Münsterland und im Ruhrgebiet.
„Die Anzahl der stationären Wohnangebote auf dem Gründungsgelände ist unserer langfristigen Strategie entsprechend seit der Jahrtausendwende mehr als halbiert worden“, sagte der Wittekindshofer Vorstandssprecher, Pfarrer Dierk Starnitzke. Ehemalige Wohnhäuser seien im Bad Oeynhausener Stadtteil Volmerdingsen etwa zu Bildungseinrichtungen oder Büros umgebaut worden. Auch neue Praxis- und Ladensräume seien entstanden, zwei neue Wohnhäuser für Kinder und Jugendliche mit hohem Unterstützungsbedarf gebaut worden. „Jetzt gehen wir den nächsten Schritt“, erklärte Starnitzke. Die Vorarbeiten für den Abriss hätten begonnen.
Zwei alte Gebäude sollen den Angaben nach bis Mitte Juni samt Keller abgetragen werden. Der Abriss weiterer ehemaliger Wohnhäuser, in denen früher Menschen mit Behinderungen und jahrzehntelang Mitarbeiterfamilien gelebt haben, sollen zügig folgen. Am Standort des Gebäudes „alte Korbflechterei“, einst eine Zigarrenfabrik, soll ein Neubau für eine benachbarte Kindertagesstätte entstehen. 2019 soll das Bauprojekt fertiggestellt sein.
„Der Wittekindshof hat für die Abriss-Gebäude keine weitere Nutzung“, erklärte der Kaufmännische Vorstand Marco Mohrmann. Die frei werdenden Flächen seien durch ihre Lage am Südhang des Wiehengebirges ideal für private Wohnhäuser.
Der Stadtteil Volmerdingsen biete zudem eine sehr gut Infrastruktur mit mehreren Haus, Zahnarzt- und Therapiepraxen sowie Supermarkt, Banken und weiteren Geschäften. Auch eine Grund- und Förderschule sowie Berufskolleg, das bis zum Abitur führt, gebe es vor Ort, sagte Mohrmann.
Auf dem dorfähnlichen Wittekindshof-Gelände in Volmerdingsen lebten im Jahr 2000 noch rund 1500 Menschen mit Behinderung. In den vergangenen Jahren regionalisierte die Stiftung ihr stationäres und ambulantes Angebot. Insgesamt 26 Wohn- und Appartementhäuser wurden unter anderem in Löhne bei Herford, in Herne und Gronau nahe der deutsch-niederländischen Grenze gebaut. Heute gibt es demnach auf dem Gründungsgelände noch 722 stationäre Plätze, von denen über 200 abgebaut werden sollen. Die 1887 gegründete Stiftung beschäftigt heute nach eigenen Angaben rund 3200 Mitarbeitende, der Gesamtumsatz betrug im vergangenen Jahr 191 Millionen Euro. epd
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Wandel im Wittekindshof
Stiftung lässt sieben alte Häusern abreißen und öffnet das Stiftungsgelände