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Waldbauexperte: Borkenkäfer-Strategie greift, kostet aber Geld

Die Bayerischen Staatsforsten sehen Erfolge im Kampf gegen den Borkenkäfer. Das Aufkommen des Schädlings habe sich im Kalenderjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert, sagte der Waldbauexperte Sebastian Höllerl im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Von Januar bis Dezember 2024 seien etwas mehr als eine Million Festmeter Holz durch geschädigte Nadelbäume angefallen, obwohl es das wärmste Jahr seit den Wetteraufzeichnungen war. Im Jahr davor seien es noch 1,9 Millionen Festmeter gewesen.

Das Jahr mit den meisten Borkenkäferschäden im Staatswald sei 2023 gewesen, „ein absolutes Rekordjahr seit Bestehen des Unternehmens“, sagte Höllerl. Doch die Verbreitung des Borkenkäfers habe gebremst werden können, „vor allem in der Region Frankenwald, dem größten Hotspot in Sachen Borkenkäfer“. Die Bayerischen Staatsforsten sind verantwortlich für die staatlichen Waldflächen im Freistaat und kümmern sich nach eigenen Angaben um rund 757.000 Hektar Wald.

Der Aufwand, einen gesunden Wald für kommende Generationen zu schaffen, sei deutlich höher als früher, sagte Höllerl. So hätten die Bayerischen Staatsforsten ab dem Winter 2023/24 ihre Null-Toleranz-Strategie beim Borkenkäfermanagement noch verstärkt. Man habe sich nicht nur während der Käfersaison darauf konzentriert, Käferbäume mit mobilen Einheiten „möglichst schnell zu finden und so schnell wie möglich“ aus dem Wald zu schaffen, sondern auch im Herbst und Winter alle nachträglich befallenen Bäume möglichst rasch entfernt. „Damit ist es uns gelungen, die Ausgangspopulation für das Frühjahr 2024 möglichst weit herunterzudrücken.“

Zum guten Ergebnis beigetragen hätten auch die regelmäßigen Niederschläge in 2024, die den Trockenstress der Bäume reduziert hätten, sodass sie nicht so anfällig für Schädlingsbefall waren, sagte der Waldbauexperte. Besonders helfe auch eine App bei der Suche nach Borkenkäfern, bei der jeder Schritt vom Finden der Käferbäume bis zur Aufarbeitung dokumentiert und außerdem aufgezeigt wird, wo es noch gefährliche Gebiete gibt.

Die Bayerischen Forsten stemmten sich mit hohem Aufwand gegen die massenhafte Ausbreitung des Borkenkäfers, sagte Höllerl. Auch der Klimawandel mache dem Staatswald zu schaffen, weshalb trockenresistente Baumarten erprobt würden. Es gebe zwar „nicht die Superbaumart, die alles kann“, sagte der Waldbauexperte. Aber in allen Staatswaldbeständen versuche man nach und nach mindestens vier Baumarten zu etablieren. Mindestens drei der Neuanpflanzungen müssen demnach möglichst „trockentolerant“ sein. Eiche, Tanne, Elsbeere, Vogelkirsche und Spitzahorn gelten unter anderem als hitzebeständiger. „Es gibt Bereiche in Franken, da haben wir bis zu 20 Baumarten auf einer Fläche.“

Trotz aller Gegenmaßnahmen hätten die Bayerischen Staatsforsten mit wirtschaftlichen Einbußen zu kämpfen, sagte Höllerl. So sei im vergangenen Geschäftsjahr ein Jahresüberschuss von etwa 20 Millionen Euro erzielt worden – nach 68 Millionen im Jahr davor. Dennoch hätte es nach dem Borkenkäferjahr noch schlechter ausfallen können, „aber wir haben vorsichtig agiert“ und nicht das gesamte Schadholz auf den Markt gebracht, was zu weiteren Preisrückgängen geführt hätte, sondern es eingelagert und nach und nach vermarktet. „Aber auch das Lagern kostet natürlich Geld.“

Aktuell sei die Situation wieder etwas günstiger, betonte Höllerl. „Wir legen großen Wert darauf, in diesem Winter sauber zu arbeiten, so dass wir im kommenden Frühjahr mit einer noch geringeren Ausgangspopulation des Borkenkäfers starten können. “Wir erwarten ein besseres Jahr als zuletzt 2023.” (00/0026/07.01.2025)