Von Stefanie Sippel
Ich liebe meinen Bruder. Ich gehe mit ihm spazieren. Ich erzähle ihm, was ich erlebt habe. Ich vertraue ihm meine Kinder an und halte sein Baby im Arm. Ich lobe ihn für seine Backkünste. Ich frage ihn um Rat. Ich lache mit ihm über gemeinsame Erinnerungen. Ich hadere mit ihm über dieselben Erlebnisse. Natürlich haben wir schon oft über meinen Glauben gesprochen. Manchmal geht er mir zuliebe in die Kirche. Aber selbst glauben kann er nicht, sagt er. Mein Bruder wird nach seinem Tod nicht auferstehen zum ewigen Leben. Davon ist der Verfasser des ersten Johannesbriefes überzeugt. Er teilt die Menschen ein in die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Mein Bruder ist ein Kind des Teufels, weil er nicht an Jesus, den Inkarnierten und Auferstandenen, glaubt.Die Kluft zwischen den Glaubenden und dem Rest der Welt ist im ersten Johannesbrief besonders groß. Denn die glückliche Einheit von Gott und Mensch in der Liebe gilt nach Johannes ab sofort, jedoch nur für die, die glauben. Die einen haben das ewige Leben bereits, die anderen warten nicht einmal darauf. Vielleicht ist die Distanz zwischen ihnen zu groß für die Fremdenliebe. Jedenfalls kennt Johannes sie nicht.
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Predigttext am 1. Sonntag nach Trinitatis: 1. Johannesbrief 4, (13–16a) 16b–21 (Reihe IV) 13 Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geist gegeben hat. 14 Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt. 15 Wer nun bekennt, dass Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott. 16 Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. 17 Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. 18 Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. 19 Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. 20 Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht. 21 Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.
„die Kirche“ beteiligt sich an der Revision der Perikopenordnung. Jedem Kirchenkreis wurde durch die EKBO eine Perikopenreihe zugeordnet.