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Von schwarzen Katzen und Schamanen: Ausstellung zeigt magische Welten

Wer Glück haben möchte, sollte auf Holz klopfen. Unglück lässt sich abwenden, wenn man Salz über die Schulter wirft. Eine schwarze Katze von links: Pech. Ein vierblättriges Kleeblatt dagegen: Glück. Und ein Zimmer im Hotel mit der Unglückszahl 13. Das geht gar nicht. Aberglaube taucht bis heute in Bräuchen wie diesen auf. „Vielleicht, weil sie uns ein Gefühl von Sicherheit geben“, mutmaßt Jan Christoph Greim. Er hat im Bremer Übersee-Museum eine Ausstellung zur weltumspannenden Geschichte magischer Welten kuratiert, mit einem ausführlichen Exkurs in den Aberglauben.

Auf rund 800 Quadratmetern präsentiert das Völkerkunde- und Handelsmuseum unter dem Titel „Magie“ von Samstag an mehr als 400 Objekte. Sie geben ein Gefühl dafür, wo das Erklärbare endet und das Staunen beginnt. „Exponate und Inszenierungen aus Naturwissenschaft, Archäologie, Ethnologie, Schauspiel und Kunst lassen alte Rituale und neuen Spiritismus von Europa über Afrika bis Asien auferstehen“, erläutert Greim, der im Übersee-Museum die Abteilung für Handelskunde leitet.

Schon am Eingang werden die Besucherinnen und Besucher von einer geheimnisvollen Waldinszenierung empfangen: Eine Gruppe von Wölfen, das Rauschen eines Waldes und im Hintergrund der Sound eines heulenden Wolfrudels lassen die Gäste direkt in den Ur-Mythos „Wald“ eintauchen und an Geschichten vom Werwolf denken. Man liest von der Betäubungskraft, die dem Beutegreifer in früheren Zeiten zugeschrieben wurde. Wer ihn sah, war wie gelähmt. Und wer seinen Atem einatmete, verlor die Stimme. „Der Wolf“, sagt Greim, „steht symbolisch für das magische Wesen überhaupt.“

Wobei es ein ganzes Bestiarum des Hexers gibt, das in der Ausstellung auch beschrieben wird. Zu den bevorzugten Tieren zählen vor allem Raubtiere, Vertreter der giftigen Fauna und nachtaktive Wesen, da okkulte Praktiken eng mit der Dunkelheit verbunden sind. Ebenso geschätzt sind Arten, die als Mischwesen oder Grenzgänger unterwegs sind wie etwa Schuppentiere, Erdferkel und Fledermäuse, die in einschlägigen Kreisen als Vermittler zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt gelten.

Gleich neben dem Zauberwald zeigt eine Säule mit eingravierter Keilschrift den Codex „Hammurabi“, der um 1760 vor Christus den Schadenzauber als Schwerverbrechen unter Todesstrafe stellte. Amulette, Stelen und selbst Schminke zeugen von Versuchen, Menschen mit magischen Ritualen vor Krankheiten, Angriffen und Unglücken zu bewahren. „Im Mittelalter war die Magie mit den Geheimnissen der Natur verbunden und vermischte Religion mit den wissenschaftlichen Anfängen“, heißt es in der Ausstellung, die bis zum 7. April des nächsten Jahres läuft.

Von den alten Ägyptern über Schamanen und Hexen bis zu den Scharlatanen und Bühnenzauberern der Gegenwart beschreibt Kurator Greim eine Bandbreite, die Glaube und Wissen genauso wie Spektakel und Geheimnis berührt. Da darf natürlich der französische Zauberkünstler Jean Eugène Robert-Houdin (1805-1871) nicht fehlen, der Mitte des 19. Jahrhunderts mit seinem Pariser Theater in der Verbindung von Tricks, Elektrizität, Magnetismus, Chemie und Optik als Vater der modernen Magie gilt – so etwa mit einem Vorläufer der schwebenden Jungfrau.

Das Konzept der Ausstellung hat Greim vom Musée des Confluences in Lyon übernommen und durch eigene Exponate ergänzt, mit einem Wunschbaum am Ende des Rundgangs. Ein typischer Ort, denn auf der ganzen Welt gibt es Bäume, die für Opfergaben und Wünsche für Heilung und Erfolg genutzt werden. In Bremen können Besucherinnen und Besucher am Stamm oder an den Ästen ein Band befestigen – auf dass ein eigener Wunsch in Erfüllung geht.