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Vom Vater zur Mutter

Muttertag. Ich gebe zu, dass dieser Tag für mich wenig Bedeutung hat. Das mag daran liegen, dass meine Mutter – Gott hab sie selig – uns Kinder so erzogen hat. Ihre drei Söhne sollten ihr lieber während des ganzen Jahres mal zur Hand gehen. Daran habe sie mehr Freude als an einem Strauß Blumen oder einem Kästchen Konfekt an einem Sonntag im Mai. So war sie, pragmatisch. Andere Mütter mögen das anders sehen, und so hat dieser Tag seinen Platz im Festkalender vieler Familien.
Eine gewisse Bedeutung hat dieser Tag inzwischen allerdings auch für mich bekommen. Der Mensch kann manchmal im Laufe seines Lebens eine schwere Zeit erleben. Das war bei mir vor einigen Jahren auch so. Das Problem sind dann oft gar nicht so sehr die äußeren Umstände. Sondern, wie man damit umgeht. Man weiß nicht mehr aus noch ein. Selbst das Gebet vermag keinen Trost zu spenden.

Eine gute Freundin gab mir damals den Rat, mein Gebet zu ändern: Ich sollte versuchen, Gott nicht mehr als Vater anzusprechen, sondern als Mutter.
Nun konnte ich mir das anfangs gar nicht vorstellen. Das Vater unser als Mutter unser? Das stellte alles auf den Kopf, was ich von klein auf als Gebet gelernt hatte. Auf der anderen Seite half mir in jenen Tagen das Beten, wie ich es von klein auf gelernt hatte, eben auch nicht weiter.
Also probierte ich es aus. Erst fühlte es sich komisch an, gar nicht nach richtigem Beten. Bald aber merkte ich die Veränderung: Mutter – in dem Wort steckte starker Trost. Es half.
Mittlerweile bin ich im Gebet längst wieder beim Vater. Und dennoch: Die Erinnerung an die Ur-Geborgenheit der Mutter bleibt lebendig.