Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Jesus spricht: Mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank.“ aus Johannes 6,55 – 65
Heftig wird noch immer, mehr als zehn Jahre nach seiner spektakulären Premiere, der Jesus-Film von US-Schauspieler Mel Gibson als unerträglichster religiöser Film aller Zeiten gescholten: zu blutig, zu schmerzvoll, zu grausig. Ja, sogar die Verherrlichung von Gewalt und von Masochismus wollten manche Kritiker in der „Passion Christi“ erkennen. Andere dagegen fanden große Worte für das Monumentalwerk: Ja, ebenso, wenn nicht gar schlimmer, muss die Folter und die Kreuzigung Jesu gewesen sein.
Unabhängig davon, ob mancher davor zurückscheut, sich dies im Breitwandformat und Dolby-Digital-Sound anzutun oder sich doch zu einer Wiederaufführung dieses Films ins Kino wagt – der Kreuzestod des Jesus von Nazareth ist unter uns weithin zu einer frommen Metapher geworden. Was das wirklich heißt: „Christi Leib für dich gegeben, Christi Blut für dich vergossen“, das malen wir uns lieber nicht so genau aus. Kirche, Gottesdienst, Abendmahl – das ist doch eine frohe Gemeinschaft, die wir da feiern. Da wenigstens soll doch, wo im Alltag so vieles kaputt ist, alles heil sein. Da geht es uns nicht anders als manchen aus der Anhängerschaft Jesu, die, so erzählt der Evangelist Johannes, sich abwenden: „Das ist eine harte Rede, wer kann sie hören?“
Doch, und daran erinnert uns dieser Sonntag Laetare mitten in der Passionszeit, der auch das „kleine Ostern“ genannt wird: Kreuz und Auferstehung, Schande und Heil, Tod und ewiges Leben gehören bei diesem Jesus aus Nazareth zusammen, den später seine Anhänger als den auferstandenen „Christus“, als das menschliche Antlitz Gottes bezeugen werden.
Nein, es geht nicht um eine Verherrlichung des Leidens an sich. Es geht um Gottes Leiden an uns. Es geht darum, dass dieser Gott für uns immer wieder Leben schafft aus dem Tod und sich selbst dafür gab. Dass er den schändlichsten Tod starb, den sich damals Menschen vorstellen konnten, entehrt, ganz unten. Damit wir darin die Konsequenz entdecken, mit der dieser Gott uns liebt – und sein Angebot von Verwandlung und Auferstehung annehmen.
Unser Autor
Pastor Tilman Baier ist Chefredakteur der Kirchenzeitung in Schwerin.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.
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Vom blutigen Brot des Lebens
Woran der kommende Sonntag der Passionszeit uns erinnern soll, darüber schreibt Pastor Tilman Baier. Er ist Chefredakteur der Kirchenzeitung in Schwerin.
