Um die von Wilhelm Conrad Röntgen entdeckten X-Strahlen geht es ab 9. November in einer Ausstellung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. Die Schau „X-Ray“ mache das Unsichtbare sichtbar und Kunst sowie Wissenschaft zum Erlebnis, erklärte Generaldirektor Ralf Beil am Freitag in Völklingen. „Der Röntgenblick macht nicht nur Koffer und Körper transparent, er macht auch Grundfragen der menschlichen Existenz sichtbar.“ Die vom saarländischen Wirtschaftsministerium als kulturelles Leuchtturmprojekt geförderte Ausstellung ist bis zum 16. August 2026 zu sehen.
Die Schau präsentiere unter anderem das weite Spektrum der Röntgentechnik und ihrer Anwendungen, teilte die Völklinger Hütte mit. Dabei gehe es von frühen Laboraufbauten und Röntgenbildern über das Pedoskop, mit dem man ab 1920 die passenden Schuhgrößen ermittelt habe, bis hin zu Röntgen-Satelliten, die heute schwarze Löcher sowie Galaxien im Weltraum erforschten.
Auch Kunstschaffende nutzten Röntgenstrahlen und -bilder, erklärten die Ausstellungsmacher. Das Spektrum reiche vom „Einsatz originaler Röntgenbilder, die zugeschnitten, übermalt, durch unterschiedliche Materialien und Farben bearbeitet, ergänzt und collagiert werden, über digitale Vergrößerungen, die als Vorlagen für Glasfenster verwendet werden, bis hin zu grafischen Simulationen des Phänomens“.
Die Ausstellung beginne mit einer historischen und physikalischen Sicht, erläuterte die Völklinger Hütte. Dazu diene unter anderem eine Bildabfolge des Graphic Novel Autors Jens Harder. „Der maßgebliche Anteil der zweimaligen Nobelpreisträgerin Marie Curie am Einsatz und der Mobilisierung der Röntgentechnik wird im Kapitel Radiologie im Ersten Weltkrieg vorgestellt“, hieß es. Nach dem chronologischen Einstieg gehe es um alle möglichen Themen quer durch das Jahrhundert. „Der Politik ist ein großes Kapitel gewidmet: Es vereint Karikaturen durchleuchteter Macht, Dokumente der Zivilcourage ebenso wie Zeugnisse von Unterwerfung und Haltung“, hieß es. Dabei gehe es sowohl um das Dritte Reich und die DDR als auch das koloniale und postkoloniale Südafrika.
Dreh- und Angelpunkt auf der kleinen Spielfläche sei die zehn mal fünf Meter große Röntgen-Kapelle von Wim Delvoye aus dem Mudam Luxemburg. Die große Ausstellungsfläche werde wiederum von bis zu zehn Meter langen Panoramen der Natur und Technik eingerahmt. Dort gebe es unter anderem ein begehbares Labyrinth aus transparenten Backsteinwänden sowie einen Catwalk der Röntgen-Mode.
Röntgen hat die X-Strahlen vor 130 Jahren am 8. November 1895 entdeckt. „Der von einem Tag zum anderen berühmt gewordene Forscher verzichtete auf die Patentrechte, was für die Verbreitung der wundersamen Strahlen ausgesprochen förderlich war – und ihm 1901 den ersten Nobelpreis für Physik einbrachte“, erklärte die Völklinger Hütte. Die Schau „X-Ray“ sei die erste Ausstellung, die sich dem Phänomen der Röntgenstrahlen und den kulturellen sowie künstlerischen Aspekten des Röntgenblicks widme.