Dass der Einsturz eines Bahnhofsvordachs in der serbischen Stadt Novi Sad solche Folgen hat, damit hat vor vier Monaten niemand gerechnet. Die anhaltenden Proteste sind längst eine Bewährungsprobe für Präsident Vucic.
In Serbien sind am Samstag erneut Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung zu demonstrieren. In Nis, der drittgrößten Stadt des Landes, schwangen sie Flaggen und riefen die Regierenden zur Verantwortung auf. Aus einer Erklärung zitieren örtliche Medien die protestierenden Studenten: “Wir werden Ungerechtigkeit, Korruption und das unwirksame System, das uns einschränkt, nicht länger akzeptieren.”
Viele der Studenten waren vor dem Wochenende zu Fuß nach Nis aufgebrochen, wo sie von Bewohnern jubelnd empfangen wurden. Die Demonstration mit Kundgebungen und Konzerten hat teilweise Volksfeststimmung angenommen. Wie serbische Medien berichten, versorgten Bewohner die Studenten mit Decken, warmen Mahlzeiten und Getränken. Die Blockade auf den Hauptverkehrsadern von Nis sollte laut Organisatoren bis zum frühen Sonntagmorgen andauern.
Die jüngste Protestwelle hat sich zur bislang härtesten Bewährungsprobe für Präsident Aleksandar Vucic entwickelt, dem Kritiker eine zunehmend autoritäre Führung vorwerfen. Auslöser der Aufstände war das Bahnhofsunglück von Novi Sad: Bei dem Einsturz eines Vordaches waren vor genau vier Monaten 15 Menschen ums Leben gekommen. Ende Januar kündigte Ministerpräsident Milos Vucevic wegen der anhaltenden Proteste den Rücktritt seiner Regierung an.