Fünf Jahre nach Verständigung der Bürgerschaft und der Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ des Naturschutzbunds (Nabu) Hamburg ist eine positive Bilanz gezogen worden: Die Stadt und der Nabu Hamburg würdigten am Dienstag das bisher Erreichte als Erfolg, wie die Umweltbehörde am Dienstag mitteilte. „Wachstum und städtebauliche Weiterentwicklung sind mit einer grünen Stadt vereinbar“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). 9,8 Prozent der Hamburger Landesfläche seien mittlerweile als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das sei für eine Großstadt ein enormer Wert und steigere die Lebensqualität in Hamburg. Zudem wurde mit dem Bericht erstmals eine präzise Datenlage zur Versiegelung in Hamburg vorgelegt.
Erfolgte die bisherige Erfassung anhand von Schätzungen über die Biotopkartierung, wurden nun hochaufgelöste Luftbilder KI-basiert ausgewertet. „Das ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass die Versiegelung in unserer Stadt nicht weiter zunimmt“, sagte Kerstan. Für das Jahr 2020, aus dem diese Luftbilder vorliegen, ergibt sich aus diesem neuen Modell eine berechnete Versiegelung in Hamburg von 31 Prozent. Dieser Wert liege um acht Prozent niedriger als der geschätzte Versiegelungsgrad nach der alten, ungenaueren Methodik, hieß es. Derzeit werde das Modell für die Luftbilder der Jahre 2021 und 2022 angepasst, um erste Tendenzaussagen zu ermöglichen. Die Ergebnisse werden im Herbst erwartet.
Die 20 Punkte zum Erhalt und zur Erweiterung von Hamburgs Grün sind seit 2021 vertraglich in der Verwaltung verankert. Hamburg sei damit Vorreiter in Deutschland mit der Sicherung dieser grünen Flächenziele, hieß es. Zehn Prozent der Landesfläche sollen als Naturschutzgebiete gesichert werden. Dazu seien weitere Naturschutzgebiete wie Kirchwerder Wiesen und Boberger Niederung geplant. Der Anteil von Landschaftsschutzgebieten liege derzeit bei 19 Prozent der hamburgischen Fläche und der Anteil des Biotopverbunds bei 23 Prozent. Daneben sichere der Vertrag unter anderem Grünflächen und Parkanlagen. Kerstan: „Der Einsatz für den Erhalt und die Aufwertung von Hamburgs Grün ist ein Marathon und kein Sprint.“
Durch den Vertrag ist das Hamburger Grün „ein ernsthaftes Abwägungskriterium bei der Stadtentwicklung“ geworden, lobte Malte Siegert, Vorsitzender des Nabu Hamburg. Kritik äußerte er an der bislang fehlenden Überarbeitung der Landschaftsschutzgebietsverordnungen, die teilweise aus der Nachkriegszeit stammten. Zudem irritiere, dass fünf Jahre nach der Einigung die zugesagten zehn Prozent der Landesfläche noch immer nicht als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurden, potenzielle Flächen stünden zur Verfügung.
Hamburg hat den Angaben zufolge 37 Naturschutzgebiete, die knapp 10 Prozent der Landesfläche ausmachen – das sei bundesweit ein Spitzenwert. Rund 4 Prozent der Landesfläche bestehen aus Parks, 8 Prozent aus Wasser und 20 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt. Hamburg sei auch ein Hotspot der Artenvielfalt: Neben den über 1.500 Pflanzenarten, die in der Hansestadt nachgewiesen wurden, leben in ihren vielfältigen Naturräumen 187 Vogelarten und 54 Säugetierarten sowie 17 Amphibienarten und 56 Libellenarten sowie zahlreiche andere Insekten.