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Versicherung: Immer mehr leiden unter Angststörungen

Immer mehr Menschen in Niedersachsen leiden laut einer Versicherungshochrechnung an Angststörungen. 2023 waren rund 500.000 Menschen betroffen, wie die Kaufmännische Krankenkasse KKH aus ihren Daten ableitet. Verglichen mit 2008 bedeute das einen Anstieg um rund 65 Prozent, teilte die Kasse am Dienstag in Hannover mit. Im Jahr 2008 wurden demnach 3,8 Prozent der KKH-Versicherten in Niedersachsen chronische Angstzustände, Panikattacken und Ähnliches attestiert. 2013 waren es 4,8 Prozent, 2018 lag der Anteil bereits bei 5,3 und 2023 schließlich bei 6,2 Prozent. Im Bundesvergleich liege Niedersachsen aber noch unter dem Schnitt.

Den stärksten Anstieg verzeichnet die Krankenkasse in Sachsen, wie es hieß. Den geringsten in Hessen. Neben genetischen und neurobiologischen Einflüssen spielten dabei auch Faktoren wie traumatische Kindheitserlebnisse eine Rolle. Als Risiken für Angststörungen gelten laut KKH aber auch langanhaltende Belastungen. „Angst hat auch eine wichtige Schutzfunktion“, sagte Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH. „Sie versetzt den Körper in Alarmbereitschaft, damit er in Gefahrensituationen schnell reagieren kann.“

So könnten Sorgen um die Arbeit, die Familie oder die Zukunft durchaus dabei helfen, Risiken richtig einzuschätzen, solange sie nicht überhandnähmen, erläuterte sie. Wenn die Angst um Sicherheit und Frieden, vor dem Jobverlust oder um die Familie jedoch immer mehr den Alltag bestimme, könne sie zu einer großen Belastung führen.

Betroffene zögen sich häufig immer mehr zurück. „Sich ständig zu ängstigen, ist auch emotional und körperlich sehr erschöpfend. Depressive Verstimmungen, Konzentrations- und Schlafstörungen können die Folge sein“, sagte die Ärztin. Sie rät dann zu professioneller Hilfe. Ein erster Weg führe meist zur Hausärztin oder dem Hausarzt. Diese könnten weitere Hilfen vermitteln.