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“Verfassungsviertelstunde” stößt auf geteiltes Echo

Der Bayerische Philologenverband (bpv) übt Kritik an der von CSU und Freien Wählern geplanten wöchentlichen „Verfassungsviertelstunde“ an Schulen. Der bpv-Vorsitzende Michael Schwägerl fragte in einer Mitteilung am Donnerstag, wie das mit der dringend nötigen Entlastung an den Schulen zusammenpasse. „Das Anliegen hinter der ‘Verfassungsviertelstunde’ ist absolut berechtigt und kommt in der Präambel des Koalitionsvertrages klar zum Ausdruck“, sagte Schwägerl. Es sei aber zu kurz gegriffen, diesen Auftrag nur an den Schulen bei den Kindern und Jugendlichen zu sehen. Angesichts der Wahlergebnisse seien vor allem Erwachsene gefordert, sich an die Verfassung zu erinnern.

Vom Landesverein für Heimatpflege wiederum kam am Freitag Kritik am Lehrerverband. „Es leuchtet mir nicht ein, wie man eine Verfassungsviertelstunde pro Woche ablehnen kann, wenn man diese großartigen Texte selbst gelesen und verinnerlicht hat – und wenn man sich gleichzeitig die Ergebnisse von Jugendwahlen vor Augen führt“, sagte Geschäftsführer Rudolf Neumaier laut einer Mitteilung. Diese Viertelstunde koste nichts und bedürfe „für die hervorragenden bayerischen Pädagoginnen und Pädagogen auch gewiss keiner großen Vorbereitung“. Das sei ihm auch von Lehrkräften gespiegelt worden, als die Heimatpfleger im September den Vorschlag zu einem Verfassungsimpuls machten. Den Lehrermangel als Argument gegen einen Verfassungsimpuls anzuführen, bezeichnet Neumaier als befremdlich.

Am Donnerstag teilte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach einer CSU-Vorstandssitzung zum Abschluss der Koalitionsverhandlungen mit den Freien Wählern (FW) mit, dass in bayerischen Schulen wöchentlich 15 Minuten lang über eine Textstelle aus dem Grundgesetz oder der bayerischen Verfassung gesprochen oder über Werte diskutiert werden soll. Die Idee habe ihren Ursprung unter anderem im Ergebnis der U-18-Wahlen, in der die AfD stark abgeschnitten hatte.(00/3526/27.10.2023)