Predigttext am Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr (Erprobung im Rahmen der Perikopenrevision): Römer 8,18-25
18 Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. (…) 20 Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; 21 denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. (…) 23 Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. 24 Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? 25 Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.
"Tor!“ Die Stimme des Sportkommentators überschlägt sich. „Tor, Tor, Tor!“
Aber kurz darauf: zwei Gegentreffer. Wir sind geknickt, enttäuscht. Es hatte doch so gut angefangen! Manche Fans haben die Hoffnung schon fast aufgegeben. Halbzeit.
Kaum gerät das Spiel wieder in Fahrt, fällt der Anschlusstreffer! „Tor!“ Und wieder: Welch ein Jubel! Wir liegen uns in den Armen. Mann, Mann, Mann! So eng liegen hier die Gefühle beieinander.
Fußballfeld der Weltgeschichte
Und dann, in der letzten Minute der zweiten Halbzeit, geht unser Team in Führung: „Tor!“ Ja! Klasse!, Schlusspfiff und „Aus, aus, aus, das Spiel ist aus!“ Wir haben uns heiser geschimpft, geschrien und gejubelt. Happy end. Dieser Ausgang, so ein Ergebnis, wer hätte das nach der ersten Halbzeit gedacht?
Wir leben in so einer Art ersten Halbzeit. Ganz anders natürlich, jeder Vergleich hinkt. Dennoch, ich hinke mal durch dieses Bild. Der Blick richtet sich auf das Fußballfeld der Weltgeschichte unserer Erde. Ich sehe deutlich ein Bild von Unterlegenheit „in der ersten Halbzeit“. Die Welt ist weit weg vom Sieg über schlechte Mächte, Gottesferne (V. 20 Vergänglichkeit) macht sich breit.
Es ist November. Es wird so schnell dunkel und kalt ist es außerdem. In diesen Tagen gedenken wir der Verstorbenen und bringen Kränze auf den Friedhof. Außerdem jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 70. Mal. Tod und Krieg sind darüber hinaus gegenwärtig und in den Gedanken. Dämonen, so könnte man meinen, kommen dadurch von ganz alleine auf. Angeblich steigt im November die Selbstmordrate.
Licht muss her, ein Gewinn, ein Sieg über den Gegner. Der Gegner, das sind ganz konkrete Gewalten wie Krankheit und die Angst vor Islamisierung und Flüchtlingen. Solche Gewalten, die vor Nichts und Niemandem haltmachen, vor Kindern nicht, vor der Schöpfung nicht. Schöpfung und Menschheit sehnen sich nach Erlösung. Mit mir beten viele: „Mein Gott, mach dem Elend ein Ende! Bitte! Um alles in der Welt, Gott, erbarme dich und hilf!“
Gott hat sich erbarmt, er war schon da und ist immer da. Nur nicht offensichtlich. Gottes Nähe ist verborgen. Sie lebt unter uns und zwischen uns und vergeht nicht. Darauf hoffe ich. Und wer hofft, ist gerettet. So schreibt es Paulus im Brief an die Römer. Auch in Rom zu seiner Zeit waren Trost und Kraft offenbar Mangelware. Vers 20 des Predigttextes wird in der Bibel in gerechter Sprache so übersetzt: „Wenn wir auf etwas hoffen, das wir nicht sehen können, dann gibt uns unser Widerstand die Kraft, darauf zu warten.“
Zack! So einfach ist das! „Paulus“, so möchte ich sagen, „so einfach ist das aber nicht“. Die erste Halbzeit läuft sehr schlecht! „Und von welchem Widerstand redest du? Widerstand gegen die Staatsgewalt, gegen die Hoffnungslosigkeit, gegen die Vergänglichkeit? Wir sind doch selbst vergänglich!“
Am Ende siegen – mit Gottes Hilfe
Dann die zweite Halbzeit. Offensichtlich hat der Trainer die Mannschaft neu eingestellt. Es scheint, als rufe Paulus geradezu durch ein Megafon mit ganzer Überzeugungskraft, um Mannschaft und Fans zu puschen. Für ihn ist klar: Am Ende siegen wir mit Gottes Hilfe.
Das Spiel geht gut aus. Wir sind Weltmeister im Namen des Herrn. „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ Ich habe fertig. Amen.