Schmuckstücke aus der Eiszeit präsentiert eine neue Abteilung des Urgeschichtlichen Museums in Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis). Die 279 Fundstücke der Archäologen, wie kleine Doppellochperlen oder gestaltete Schneidezähne von Rentieren, führen bis in Epochen vor über 40.000 Jahren, erläuterte Professor Nicholas Conard (Tübingen) als wissenschaftlicher Direktor des Museums am Dienstag bei einer Presseführung vor der Eröffnung der Ausstellung.
Diese Funde aus Höhlen der Schwäbischen Alb seien weltweit der erste Nachwies für die komplexe Herstellung von Schmuck, etwa in dreidimensionalen Formen. Sie belegen Conard zufolge, wann die Menschen begonnen haben, Schmuck als Ausdruck ihrer jeweiligen individuellen Persönlichkeit oder als Zugehörigkeit einer bestimmten Gruppe zu nutzen. Außerdem zeigten die Schmuckstücke mit ihren kleinen gebohrten Löchern, welche feinmotorischen Fähigkeiten die Menschen vor Jahrtausenden hatten und dass sie bereits mit Hilfsmitteln wie feinen Fäden arbeiten konnten. Deshalb sei die neue Dauerausstellung, die zwei Räume im Museum umfasst, auch eine „Reise in die Vergangenheit“.
Die meisten der archäologischen Fundstücke, die einen Zeitraum von 10.000 bis 40.000 Jahren abdecken, würden zum ersten Mal öffentlich ausgestellt, sagte die geschäftsführende Museumsdirektorin Stefanie Kölbl. Die neue Ausstellung spannt aber auch einen Bogen bis in die Gegenwart: In einem zweiten Raum werden die verschiedenen Bedeutungen von Schmuck für die Menschen dargestellt – bis zu Orden und Auszeichnungen, wie die olympische Goldmedaille des Langstreckenläufers Dieter Baumann, der aus Blaustein bei Blaubeuren stammt.
Mit der vorgeschichtlichen Schmuckausstellung ist Kölbl zufolge die grundlegende Erneuerung der Dauerausstellung des Museums abgeschlossen. Für diese Erweiterung und Modernisierung des Museums seien insgesamt 480.000 Euro aufgewendet worden. Die Herzstücke des Museums, das als Forschungsmuseum mit der Universität Tübingen zusammenarbeitet, sind spektakuläre Fundstücke aus den Höhlen der Schwäbischen Alb, darunter auch die „Venus von Hohenfels“. Diese sechs Zentimeter große Darstellung einer Fruchtbarkeitsgöttin aus Mammut-Elfenbein ist 40.000 Jahre alt und gilt als eine der weltweit ältesten Skulpturen von Menschenhand. (1286/11.06.2024)