Belästigungen, Übergriffe, Vergewaltigungen: Jedes achte Mädchen weltweit musste laut einer Unicef-Schätzung schon eine Form sexualisierter Gewalt erleben. Als Zeichen dagegen wird es am Freitag vielerorts wieder pink.
Jedes achte Mädchen auf der Welt hat laut einem Unicef-Bericht schon sexuelle Gewalt erfahren. So hätten weltweit über 370 Millionen Mädchen und Frauen vor ihrem 18. Lebensjahr schon sexuelle Übergriffe erleben müssen oder seien Opfer von Vergewaltigungen geworden, teilte das UN-Kinderhilfswerk am Donnerstag auf Basis einer eigenen Schätzung mit. Würden dabei auch berührungslose Formen der sexuellen Gewalt wie etwa Online-Belästigung miteinbezogen, stiege die Betroffenenzahl auf rund 650 Millionen, wie es hieß.
Die meisten Übergriffe gab es demnach in Subsahara-Afrika, wo fast 80 Millionen Mädchen und Frauen von sexueller Gewalt betroffen sind. Ähnlich hoch lägen die Zahlen in Südost- und Zentralasien mit etwa 75 beziehungsweise 73 Millionen Betroffenen. “Kinder in fragilen Settings sind besonders in Gefahr durch sexualisierte Gewalt”, sagte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. “Wir erleben schreckliche sexualisierte Gewalt in Konfliktgebieten, wo Vergewaltigung und geschlechtsspezifische Gewalt oft als Kriegswaffen eingesetzt werden.” Aber auch für friedliche Regionen wie Europa und Nordamerika schätzt das Hilfswerk die Zahl der weiblichen Opfer auf rund 68 Millionen.
“Sexualisierte Gewalt gegen Kinder ist ein Schandfleck auf unserem moralischen Gewissen”, betonte Russell. Die jugendlichen Betroffenen trügen das Trauma oft ihr Leben lang mit sich, die Folgen seien unter anderem psychische Probleme wie Angstzustände, Drogenmissbrauch sowie eine erhöhte Anfälligkeit für sexuell übertragbare Krankheiten. Unicef fordert eine verbesserte Aufklärung von Kindern und Jugendlichen, damit sie in der Lage seien, sexuelle Gewalt auch als solche zu erkennen. Zudem brauche es stärkere Gesetze zum Schutz von Kindern vor allen Formen sexualisierter Gewalt sowie nationale Datensysteme, um Fortschritte zu überprüfen.
Das UN-Hilfswerk äußerte sich zum Weltmädchentag an diesem Freitag. Anlässlich des Aktionstags beleuchtet das Entwicklungshilfswerk Plan International jedes Jahr bekannte Bauwerke oder Objekte in Pink. Auch in Deutschland sollen deshalb nach Angaben der Organisation in mehreren Großstädten, darunter Hamburg, München, Köln, Dresden und Essen, über 50 Gebäude und Wahrzeichen angestrahlt werden.