Predigttext (in Auszügen)
67 Und sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach: 68 Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk 70 wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten (…)76 Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen. Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest 77 und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk in der Vergebung ihrer Sünden, 78 durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe, 79 auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
Was für eine Erfahrung. Diese letzten Monate. Seine Frau Elisabeth ist endlich schwanger, aber Zacharias verstummt. Die Gespräche mit ihr und den anderen fehlen ihm. Das Wichtigste muss er nun auf die kleine Tafel schreiben.
Elisabeth merkt, wie sehr ihn diese Zeit verändert. Manchmal ist die Stille nur schwer auszuhalten. Dann überschlagen sich in seinem Kopf Fragen und Ängste. Wie wird es weitergehen mit ihm und seiner kleinen Familie? Aber Zacharias merkt auch: Schweigen kann gut tun. Schweigen ist auch eine Form von Kommunikation. Der Innenraum ist gefüllt von Gedanken und Gefühlen.
Erste Worte werden zum Lobgesang
Nach neun langen Monaten kommt sein Sohn Johannes zur Welt. An dem Tag, als er beschnitten werden soll, wird Zacharias vom Heiligen Geist erfüllt. Und er kann wieder sprechen: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels. Er hat besucht und erlöst sein Volk…“ Das sind Zacharias erste Worte nach monatelangem Schweigen. Ein Lobgesang, der von Gottes rettendem Handeln erzählt.
Wie schaffst du das, Zacharias, trotz allem jetzt einen Lobgesang anzustimmen? Manche hätten an deiner Stelle geklagt, Worte des Zorns, die Frage nach dem Warum. Aber du singst! Was hast du für dich (anders) gemacht, um so gut durch diese Zeit zu kommen? Was hat dir, Zacharias, in den Monaten am meisten geholfen?
Dein Name verrät es mir. Zacharias. Das heißt: Gott hat sich erinnert.
Und du erinnerst dich auch. An Gottes lange Geschichte mit deinem Volk, an den ewigen Bund, den Gott mit Abraham und seinen Nachkommen geschlossen hat. Du erinnerst dich an finstere Täler. Die blendest du nicht aus. Aber am Ende zählt für dich die Erinnerung an die Rettung, an Gottes Barmherzigkeit, die du selbst und deine Vorfahren immer wieder erlebt haben. Du erinnerst dich, dass es eine Zukunft gibt und gewinnst aus der Erinnerung Kraft.
An was erinnern Sie sich? Sie haben sicher ganz persönliche Erfahrungen, Verluste, Krisen durchgemacht. Nicht nur, aber auch in den letzten Monaten. Ich habe selbst erlebt, was es heißt, wenn der Vater im Krankenhaus liegt und nicht besucht werden kann. Wenn die lang geplante Reise zu den Freundinnen und Freunden in die USA abgesagt werden muss und die Hochzeit der Cousine… Wie hat der Lockdown Sie getroffen?
Und was hat Ihnen in der Krise gut getan? Außer Disziplin, Schokolade und WhatsApp? Was haben Sie getan? Alles beim Alten gelassen? Oder Dinge verändert? Mit wem haben Sie sich beraten? Gehörte Gott auch dazu? Haben Sie gebetet? Und wurde Ihr Gebet erhört?
Die meisten von uns kennen Strategien, die sich schon in früheren Lebenskrisen bewährt haben: Singen oder Musik machen. In der Stille beten oder Briefe schreiben. Laufen oder Backen…
Es lohnt sich, sich an diese Strategien zu erinnern. Weil damit die Gewissheit wächst: Es wird auch wieder gut. Es gibt eine Zukunft. Auch wenn ich sie noch nicht kenne. Wenn ich es damals überstanden habe, schaffe ich es auch heute.
Am besten mit anderen zusammen. Es gibt so vieles, was sogar mit Abstand Freude macht: Die deutsche Chorjugend lädt beispielsweise zu einem virtuellen Weihnachtschor „zusammenSINGENzurWEIHNACHT“ ein. Mit einem Lieferservicemenü erfreut man nicht nur die Beschenkten, sondern unterstützt auch noch Restaurants vor Ort. Und nicht vergessen, die Kollekte für „Brot für die Welt“ kann auch überwiesen werden.
Sich wie Zacharias erinnern, auch wenn es uns die Sprache verschlägt. Sich zu erinnern und mutig alte Lobgesänge anzustimmen: „Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, kommt und ist für alle da, kommt dass Friede werde…“ (EG18,1).