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Und ich war mir so sicher

Neulich habe ich an dieser Stelle übers Schuheputzen geschrieben. Ich hätte gewettet, dass darauf keine großen Reaktionen kämen. Aber wie das beim Wetten so ist: Weit gefehlt. Mehrere Leserinnen und Leser sprachen mich oder Redaktionsmitglieder an: Ja, auch sie putzten gerne Schuhe. Das hätte so etwas Beruhigendes, bringe Ordnung in die Seele. Den gleichen Effekt hat bei Anderen das Bügeln. Oder auch das Gärtnern („ich brauche die Erde zwischen den Fingern“). Aber auch das Gegenteil wurde zurückgemeldet: Schuhe putzen – für mich ist das die Höchststrafe.
Wie auch immer: Kleiner Artikel. Heftige Reaktionen. Hätte ich nicht gedacht.

Man sollte halt nicht wetten. Das kann bös‘ enden. Menschen haben Haus und Hof verwettet. Ihr Auto. Die Freundin.Weil man sich so sicher war. Und es kam dann doch ganz anders.
Trotzdem sind Wetten beliebt. Sogar bei Gott und dem Teufel. Zumindest in der Literatur. So wettet in der Bibel der Satan mit Gott darum, wie der fromme Hiob sich im Leid wohl verhalten wird. Ähnlich Mephisto in Goethes „Faust“. Oder in Mozarts Oper „Cosi fan tutte“.
Eine ganz böse Überraschung hat eine meiner Kolleginnen erlebt. Vor vielen Jahren schloss sie eine Wette mit ihrem Ehemann. Irgendeine nebensächliche Angelegenheit war der Anlass. Ihr Wetteinsatz: die Verpflichtung zu lebenslangem Schuheputzen. Sie muss sich ihrer Sache sehr sicher gewesen sein.
Jedoch: Ihr Mann hatte Recht. Seitdem putzt sie, die Kollegin. Jahraus. Jahrein. Für die ganze Familie. Womit wir wieder beim Anfang wären: Wetten und Schuheputzen – da sollte man sich nie zu sicher sein.