Seit über zwei Monaten sind Hilfslieferungen in den Gazastreifen blockiert. Für rund 470.000 Menschen hat die andauernde Ernährungskrise den Grad einer regelrechten Hungersnot erreicht.
Im Gazastreifen hat sich der Hunger nach UN-Angaben drastisch verschärft, nachdem der Konflikt wieder aufgeflammt war und alle Hilfslieferungen blockiert wurden. Wie das Welternährungsprogramm (WFP) am Montag in Rom mitteilte, ist für rund 470.000 Menschen das äußerste Stadium einer Ernährungskrise eingetreten, das drohende Verhungern. Auch die gesamte übrige Bevölkerung leide unter akuter Ernährungsunsicherheit. Die humanitären Fortschritte während des Waffenstillstands zu Jahresbeginn seien zunichte gemacht worden.
Laut dem Bericht benötigen rund 71.000 Kinder und mehr als 17.000 Mütter dringend eine Behandlung wegen akuter Unterernährung. “Familien in Gaza verhungern, während die Lebensmittel, die sie brauchen, an der Grenze lagern”, erklärte WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain. Wegen der Kämpfe und des Anfang März verhängten Verbots könne man den Menschen keine Hilfe bringen. Wenn man warte, bis eine Hungersnot offiziell bestätigt sei, werde es für viele zu spät sein.
Auch die Chefin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef), Catherine Russell, erklärte, eine Hungersnot trete nicht plötzlich auf. Sie entstehe dort, wo der Zugang zu Nahrungsmitteln blockiert werde, Gesundheitssysteme geschwächt seien und Kinder nicht einmal das Nötigste zum Überleben hätten. “Wir haben wiederholt vor dieser Entwicklung gewarnt und rufen erneut alle Parteien auf, eine Katastrophe zu verhindern”, sagte Russell.
Die Grenzübergänge zum Gazastreifen sind seit mehr als zwei Monaten geschlossen, so lange wie noch nie seit Beginn der israelischen Militäraktion. Dadurch schnellten Lebensmittelpreise in die Höhe; die wenigen verfügbaren Produkte sind für viele nicht mehr erschwinglich.