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UN-Organisationen fordern Waffenruhen in Gaza für Polio-Impfung

Im Gazastreifen ist das gefürchtete Poliovirus erstmals wieder aufgetreten. Schuld sind der Krieg und fehlende Impfungen. Um Hunderttausende mit den Dosen zu versorgen, müssen die Waffen schweigen, fordern Helfer.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef fordern alle Konfliktparteien im Gazakrieg zu humanitären Kampfpausen an sieben Tagen auf, um die Menschen gegen Polio impfen zu können. Diese Ruhephasen würden es Kindern und Familien ermöglichen, sicher zu Gesundheitseinrichtungen zu gelangen, teilte Unicef am Freitag mit. “Ohne die humanitären Pausen wird die Durchführung der Impfkampagne nicht möglich sein.”

Geplant ist eine Impfkampagne in zwei Runden. Bei jeder davon soll das palästinensische Gesundheitsministerium in Zusammenarbeit mit der WHO, Unicef, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) und Partnern mehr als 640.000 Kindern unter zehn Jahren zwei Tropfen des neuartigen oralen Polio-Impfstoffs Typ 2 (nOPV2) verabreichen. Über 1,6 Millionen Dosen nOPV2, das zur Unterbrechung der Übertragung des Typ 2 Poliovirus eingesetzt wird, sollen dafür in den Gazastreifen geliefert werden.

Detaillierte Pläne für die Logistik und Durchführung der Impfkampagnen lägen bereits vor, hieß es weiter. “Angesichts der stark gestörten Gesundheits-, Wasser- und Sanitärsysteme im Gazastreifen ist in jeder Runde der Kampagne eine Impfrate von mindestens 95 Prozent erforderlich, um die Ausbreitung von Polio zu verhindern und das Risiko eines erneuten Auftretens zu verringern.”

Das Poliovirus, verantwortlich für die sogenannte Kinderlähmung, wurde im vergangenen Juli in Umweltproben aus Khan Younis und Deir al-Balah nachgewiesen. Seitdem wurden laut den Angaben drei Kinder mit Verdacht auf akute schlaffe Lähmung (AFP), einem häufigen Symptom von Polio, im Gazastreifen gemeldet.

Der Gazastreifen ist seit 25 Jahren poliofrei. Das erneute Auftreten, vor dem die humanitäre Gemeinschaft seit zehn Monaten gewarnt habe, stelle eine weitere Bedrohung für die Kinder im Gazastreifen und den Nachbarländern dar. “Ein Waffenstillstand ist die einzige Möglichkeit, die öffentliche Gesundheitsversorgung im Gazastreifen und der Region sicherzustellen”, mahnten die Organisationen.