Vom Sparbuch bis zur Rürup-Rente – nicht jeder Vertrag passt später wirklich zum Lebensabend. Viele ältere Menschen müssen ihre Finanzen neu ordnen. Fachleute haben einige Hinweise, wie das gelingen kann.
Eine plötzlich ausgezahlte Lebensversicherung, eine Erbschaft oder eine Scheidung – die Finanzen können sich auch im höheren Alter aus vielen Gründen verändern. Alle denkbaren Fälle und Bedürfnisse abdecken könne man nicht, sagte Brigitte Mayer, Beraterin bei der Verbraucherzentrale Hessen, bei einer Fachtagung zum Thema Finanzkompetenz im Alter in Frankfurt. Sie berät Kundinnen und Kunden zu Altersvorsorge, Geldanlagen und Versicherungen.
Eine Anlagestrategie solle nach dem sogenannten Goldenen Dreieck bewertet werden, erklärte Mayer: Sicherheit, Flexibilität und Rendite. Zudem gelte es, stets das eigene Ziel vor Augen zu haben, sich etwa zu fragen: Welchen Sinn hat meine Geldanlage? Möchte ich in wenigen Jahren wieder darauf zurückgreifen – oder eher für die Enkel anlegen? Je dicker ein Vertrag, desto kritischer wird die Expertin nach eigenen Worten: “Man kann einfach strukturierte Geldanlagen auf drei Seiten erklären.” Ebenso sollten Kunden ihre Anlagen eigenständig verstehen und verwalten.
Um die passende Anlagestrategie zu entwickeln, erläuterte Mayer ihr Vorgehen: Sie schaue, wie viel Geld vorhanden ist und was die Fixkosten ausmachten. Beim restlichen Geld frage sie nach Anschaffungsplänen in den kommenden Jahren. Je nachdem sei es dann ratsam, mehr als drei Nettogehälter zurückzulegen. Wenn dann noch Vermögen übrig sei, beginne sie, mit Ratsuchenden über Aktien oder andere Investitionsmöglichkeiten zu sprechen. Stets sinnvoll sei, nie das komplette Vermögen in ein einziges Produkt zu investieren: “Man legt nie alle Eier in einen Korb.”
Auch bereits laufende Verträge könnten überfordern, ergänzt Katharina Lawrence, Referentin für Finanzdienstleistungen bei der hessischen Verbraucherzentrale. Sie berät Menschen, die Probleme mit der Basis-Rente (auch: Rürup-Rente) haben. “Wenn jemand mit Rürup kommt in Kombination mit Berufsunfähigkeit – da kann mir schlecht werden.” Denn: Diese Rente kann man nicht kündigen; sie ist nicht als Einmalzahlung auszahlbar und nicht übertragbar. Sobald es um Hinterbliebene gehe, müsse man vorsichtig sein, warnt Lawrence: “Ein schlechter Rürup-Vertrag mit einer schlechten Absicherung kann für die Hinterbliebenen alles oder nichts bedeuten.” Daher brauche es eine Extra-Vereinbarung.
Ähnlich blickt die Expertin auf die Pflegetagegeldversicherung. “Das Produkt an sich ist nicht verkehrt”, sagt sie. Aber es habe einen Haken: Es wird wie die Krankenversicherung berechnet – was bedeutet, dass die Preise mit den Jahren steigen. Wer die Versicherung frühzeitig verlasse, bekomme nichts zurückgezahlt.
Carmela Aprea, Professorin für Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim, forderte unterdessen mehr Angebote zur Finanzbildung bei älteren Menschen. Viel finde man für Schüler und vermögende Frauen. Der Bedarf, dies auch für Senioren auszubauen, sei indes dringend – in ganzheitlichen Kursen, die wissenschaftlich fundiert und individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten seien.