Die Krankenhauslandschaft soll sich ändern. Künftig wird es weniger Kliniken in Deutschland geben. Und sie sollen sich spezialisieren. Die Bundesbürger würden längere Fahrzeiten in Kauf nehmen – wenn die Qualität stimmt.
Eine große Mehrheit der Bevölkerung ist bereit, bei risikoreichen Operationen oder komplizierten Behandlungen längere Fahrtzeiten in Kauf zu nehmen, um sich in einer Klinik mit mehr Routine und besseren Ergebnissen behandeln zu lassen. Das ist das Ergebnis einer am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Forsa-Umfrage für den AOK-Bundesverband.
Laut der Befragung würden 73 Prozent der Befragten “auf jeden Fall” eine längere Anfahrt akzeptieren, um eine vergleichsweise risikoreiche Operation am Herzen oder an der Lunge in einem Krankenhaus mit besseren Behandlungsergebnissen vornehmen zu lassen. Aber auch bei weniger risikobehafteten Eingriffen wie der Implantation eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenkes würde knapp die Hälfte der Menschen (47 Prozent) auf jeden Fall längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen.
Die Befragten, die auch bei einer Implantation eines Hüft- oder Kniegelenkes längere Anfahrten in Kauf nehmen würden, wurden zudem nach der konkreten Länge der akzeptierten Fahrzeit gefragt. Demnach wären über die Hälfte von ihnen (55 Prozent) bereit, für einen solchen Eingriff eine Fahrzeit von mehr als einer Stunde in Kauf zu nehmen. Weitere 31 Prozent würden eine Fahrzeit von bis zu einer Stunde akzeptieren.
Auf die Frage nach den Kriterien, die ihnen bei einer geplanten Operation für die Wahl eines Krankenhauses wichtig seien, bewerteten nur 8 Prozent der Menschen die Wohnortnähe als “sehr wichtig”. Mit Abstand am häufigsten wurden Sauberkeit und Hygiene als sehr wichtig bewertet (83 Prozent), gefolgt vom Ruf des behandelnden Arztes (46 Prozent), der Empfehlung ihres Haus- oder Facharztes (44 Prozent) und dem Ruf des Krankenhauses (41 Prozent).
Anlass für die Umfrage sind für diese Woche angekündigte Gespräche von Bund und Ländern über Nachbesserungen bei der Krankenhausreform. Sie sieht unter anderem vor, dass nicht mehr jedes Krankenhaus alle Behandlungen vornehmen darf. Stattdessen sollen sich die Kliniken auf bestimmte Fachgebiete spezialisieren, Mindestbehandlungszahlen vorweisen und auch über eine angemessene Personal- und Technikausstattung für die Behandlungen verfügen müssen.
Die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann rief Bund und Länder dazu auf, in den Beratungen über die Reform keine Abstriche beim Thema Qualität zu machen. “Unsere Befragungsergebnisse zeigen, dass es in der Bevölkerung viel Rückhalt für die Ziele der Krankenhausreform gibt, die eine Konzentration der Versorgung in spezialisierten Kliniken mit mehr Routine vorsieht.” Wichtig sei, dass Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) bei den bundesweit verbindlichen Qualitätsvorgaben für die Krankenhäuser “Kurs halte”, so Reimann. Bei den Gesprächen von Bund und Ländern dürfe die Patientensicherheit nicht auf der Strecke bleiben.
Für die repräsentative Forsa-Befragung sind vom 1. bis zum 17. April 2025 insgesamt 8.579 Personen ab 18 Jahren befragt worden. Die Umfrage wurde als Kombination von telefonischer Befragung und Online-Erhebung durchgeführt.