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Umfrage: Mehrheit der Deutschen hält das Land für gespalten

Zerrissene Gesellschaft: Laut einer aktuellen Umfrage misstrauen viele Deutsche Politik und Medien und sehen eine Manipulation des Volkes. Auch die Sicht auf einen starken Anführer wurde abgefragt.

Eine Mehrheit der Deutschen hält das Land einer Umfrage zufolge für gespalten. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) stimmten der Aussage zu, die Gesellschaft sei zerrüttet, wie das Meinungsforschungsinstitut Ipsos unter Berufung auf eine internationale Studie am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Das seien 16 Prozentpunkte mehr als 2021. Zudem liege Deutschland deutlich über dem internationalen Durchschnitt von 56 Prozent. Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger (68 Prozent) glaubten, mit ihrem Land gehe es bergab. Das seien 21 Prozentpunkte mehr als 2021.

Hinzu komme hierzulande eine Skepsis gegenüber der Politik. 61 Prozent glauben, traditionelle Parteien kümmerten sich nicht um die Bürger. 52 Prozent fordern mehr direkte Demokratie. Auch den Medien misstrauen offenbar viele. So glauben 60 Prozent, die Mainstream-Medien seien eher daran interessiert, Geld zu verdienen, als die Wahrheit zu berichten.

Trotz allem sehnt sich die Mehrheit der Deutschen Ipsos zufolge aktuell nicht nach einem starken Anführer, der bereit ist, Regeln zu brechen, um Probleme zu lösen. Nur 24 Prozent wünschen sich eine solche Person – so wenige wie in keinem anderen untersuchten Land. 51 Prozent lehnen einen autoritären Führer ab. Allerdings glauben rund zwei Drittel, das Land werde zugunsten der Reichen manipuliert. Einen starken Anführer, der das Land von dieser Gruppe wieder zurückerobern soll, würden 41 Prozent unterstützen. 67 Prozent glauben, die größte Kluft in der Gesellschaft bestehe zwischen normalen Bürgern und der politischen und wirtschaftlichen Elite.

39 Prozent halten den Geburtsort Deutschland für wichtig, um Deutscher zu sein. Für mehr als die Hälfte (55 Prozent) spielt der Geburtsort keine Rolle. Die religiöse Zugehörigkeit ist für 77 Prozent irrelevant. Gleichzeitig sehen 88 Prozent die Beherrschung der deutschen Sprache als entscheidenden Faktor deutscher Identität.

Für die Online-Umfrage wurden nach Angaben von Ipsos von 21. Februar bis 7. März mehr als 23.000 Personen befragt, davon rund 1.000 aus Deutschland. In 18 der 31 untersuchten Länder – darunter auch die Bundesrepublik – sei die Stichprobe repräsentativ.