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„Über diese Platte musst du gehn“

Die Burg Altena lockt mit Tugend-Prüfungen. Am Ende steht in der Burgkapelle der ersehnte Ritterschlag. Das „Angstloch“ hat es dabei bis heute in sich, das „Mordloch“ hatte es mal

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Unversehens hinabstürzen kann hier keiner. Das verhindert die dicke Panzerglasplatte über der Bodenöffnung, durch die der Blick einige Meter tief in einen fensterlosen kargen Raum darunter fällt.

Sie ersetzt die schwere Luke im Holzboden des ersten Obergeschosses im 36 Meter hohen „Dicker Turm“ genannten Bergfried zwischen Unterem und Oberem Burghof der Burg Altena, Stammsitz der märkischen Grafen und ihrer Familien im 13. und 14. Jahrhundert. Ihnen diente der sonst unbewohnte Turm allenfalls bei Gefahr im Verzug auch als Flucht- und Wohnstätte. Und so war und ist der einzige Zugang zu diesem „Angstloch“ darin nur mittels Strick oder Leiter möglich.
Dennoch hat die Aufforderung, mal eben die gläserne Abdeckung des Verlieses zu überqueren, schon so manchem auf seinem Weg zur Ritterschaft allen Mut abverlangt. Wurden an diesem feucht-modrigen Ort doch in früheren Zeiten betuchte Gefangene bis zur Zahlung eines geforderten Lösegeldes sozusagen zwischengelagert.

Eben darum gehört diese Mutprobe auch zu den sieben Tugend-Prüfungen – höfisches Benehmen inklusive –, die es beim Werdegang zum echten „Ritter ohne Furcht und Tadel“ zu bestehen gilt. „Wer sich bewährt, erhält in der Burgkapelle den ersehnten Ritterschlag“, informiert Bernadette Lange.

Die erfahrene Burgführerin  muss schmunzeln bei dem Gedanken an so manchen Maulhelden, der hier oben nach dem Aufstieg über zig Steinstufen der engen Turmwendeltreppe plötzlich weiche Knie bekam. Insbesondere, wenn die Historikerin und Museumspädagogin wissen lässt, dass im 14. Jahrhundert Bischof Ludwig II. an diesem unwirtlichen Platz drei Tage nach Pfingsten eingelocht wurde und erst im November ausgelöst werden konnte.

Das muss hier niemand fürchten. Ebensowenig, dass aus der „Mordloch“ genannten Wurf- und Gussöffnung zur Feindabwehr über dem Burgtor, das große und kleine Besucher auf dem Fußweg zu der zu Deutschlands schönsten Höhenburgen zählenden Großanlage passieren, plötzlich ein Steinregen oder ein Heißwasserguss niedergeht. Ohnehin lassen sich solche „Gefahrenzonen“ vom Stadtzentrum im Tal aus nach einem Gang durch ein Bergloch – einen 90 Meter in den Klusenberg getriebenen Stollen – mit ohrnah zu erlebenden südwestfälischen Sagen mit dem Erlebnisaufzug am Ende 80 Meter aufwärts bequem umfahren. In Bildschirmbegleitung redseliger illustrer Gesellen.

So richtig in die Burg- und Ritterzeit mit all ihren Löchern eintauchen lassen dann die Burgmuseen und das in diesem Jahr zehnte Festival „Altena – Eine Stadt erlebt das Mittelalter“ (3.-5. August).

Weitere Informationen:
www.maerkischer-kreis.de
www.mittelalter-festival.de