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Über 10.000 Tote – Menschenrechtler in Nigeria kritisieren Regierung

Sie überfallen Bauern und Fischer, zerstören Ernten und schüren Angst. Bewaffnete Gruppen in Nigeria haben seit 2023 zahlreiche Anschläge verübt. Die Sicherheitslage bleibt katastrophal, finden Menschenrechtler.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warnt vor einer humanitären Krise in Nigeria. Seit der Amtsübernahme von Präsident Bola Tinubu vor zwei Jahren sind einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht zufolge mehr als 10.000 Menschen ermordet worden. Hauptgrund dafür sind Überfälle durch bewaffnete Gruppierungen. Dabei zerstörten diese auch Kirchen und Getreidespeicher.

Mit knapp 7.000 Toten hat es im Bundesstaat Benue im Zentrum Nigerias (Bevölkerung: 230 Millionen) besonders viele Opfer gegeben. Auch lösten Angriffe eine Vertreibungswelle aus. 450.000 Menschen wurden laut Amnesty International als Binnenvertriebene dokumentiert. Zu den mutmaßlichen Tätern gehörten bewaffnete Viehhirten. Die Betroffenen seien fast ausschließlich Bauern. Die Folgen: Felder werden nicht mehr bewirtschaftet.

Nach Einschätzung der Organisation war auch der Bundesstaat Zamfara im Nordwesten besonders stark von Gewalt betroffen. Dort habe es mitunter mehrere Angriffe an einem Tag gegeben. 725 Dörfer stünden unter Kontrolle von Banditen.

“Heute ist es genau zwei Jahre her, dass Präsident Bola Tinubu sein Amt mit dem Versprechen antrat, die Sicherheit zu verbessern. Stattdessen hat sich die Lage nur noch verschlechtert”, kritisierte Isa Sanusi, Direktor von Amnesty International in Nigeria. Die Behörden seien nicht in der Lage, die Sicherheit von Zehntausenden Menschen zu schützen.

Nicht in die Auswertung mit eingeflossen sind Angriffe der islamistischen Terrorgruppen Boko Haram und ISWAP (Islamischer Staat in der westafrikanischen Provinz), die vorwiegend im Nordosten des Landes aktiv sind. Im Dorf Malam Karanti, das im Bundesstaat Borno liegt, wurden zuletzt Mitte Mai mindestens 23 Fischer und Bauern ermordet, wie nigerianische Medien berichteten.