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Trotz NSDAP-Mitgliedschaft: Sportler bleiben in Hall of Fame

Sie haben große sportliche Erfolge gefeiert, waren aber auch Mitglied in der NSDAP. Haben diese Athleten einen Platz in der Ruhmeshalle der Deutschen Sporthilfe verdient? Historiker geben nun eine Antwort.

Trotz Mitgliedschaften in der ehemaligen NSDAP werden aus der sogenannten Hall of Fame der Deutschen Sporthilfe die entsprechenden Athleten nicht ausgeschlossen. Das teilte eine eingesetzte Expertenkommission am Montag in Berlin mit. Allerdings seien die Biografien einzelner Sportler in der digitalen Ruhmeshalle angepasst worden. “Wir wollen eine Auseinandersetzung mit der Geschichte”, erklärte der Vorstandssprecher der Sporthilfe, Max Hartung.

Laut Hans Joachim Teichler, einer von fünf Historikern der Expertengruppe, sagt die formale Mitgliedschaft an sich “noch gar nichts aus”. Vielmehr habe die Kommission nach dem Verhalten der jeweiligen Sportler in der NS-Zeit geforscht. Die Athleten hätten zwar teils die ihnen gebotenen Möglichkeiten ergriffen. Aber: “Es wäre fast übermenschliches Heldentum von einem Sportler zu verlangen, diese Angebote des Systems auszuschlagen.” Wehrmacht, SS und SA hätten sich förmlich um die Spitzensportler geprügelt. Untersucht wurde demnach etwa die Vergangenheit von Radsportler Gustav Kilian und Ruderer Gustav Schäfer.

Historikerin Jutta Braun, ebenfalls Mitglied der Expertenkommission, betonte den Bildungsauftrag der Hall of Fame: “Was ist damit gewonnen, wenn man alle ausschließt? Der Bildungsauftrag kann nur funktionieren, wenn man auch diese Fälle behält und dokumentiert.” Ansonsten bestünde die Gefahr, ein “verzerrtes Bild des Sports” zu präsentieren.

Hintergrund der Arbeit war ein Beitrag des Historikers Armin Jäger in der Süddeutschen Zeitung vom März 2024. Darin kritisierte er, dass in einigen Mitglieder-Biografien in der Hall of Fame deren NS-Mitgliedschaft nicht oder nur unzureichend dargestellt sei. Daraufhin beauftragte die Sporthilfe die Kommission mit der Forschung und Überarbeitung.

Die Hall of Fame von der Stiftung Deutsche Sporthilfe, die 2008 gegründet wurde, soll ein “Forum der Erinnerung” an Menschen sein, die durch ihren Erfolg im Wettkampf oder ihren Einsatz für Sport und Gesellschaft “Geschichte geschrieben haben”, heißt es auf der Homepage der Ruhmeshalle. Laut Hartung hat die Hall of Fame inzwischen 131 Mitglieder.