Abschied von einem großen evangelischen Theologen: Jürgen Moltmann wird am 14. Juni in Tübingen beigesetzt. Worin Landesbischof Gohl sein Vermächtnis sieht.
Der evangelische Theologe Jürgen Moltmann wird am 14. Juni auf dem Tübinger Stadtfriedhof beigesetzt. Die Trauerfeier beginnt um 12.00 Uhr in der Stiftskirche, wie die württembergische Landeskirche am Mittwoch mitteilte. Bischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigte Moltmann als “großen Lehrer der Kirche”. Sein Vermächtnis sei es, für ein Christentum der Freiheit, der Menschlichkeit und der gesellschaftlichen Verantwortung einzutreten. Moltmann war am Montag im Alter von 98 Jahren gestorben.
Er war in den vergangenen Jahrzehnten einer der prägenden Wissenschaftler der evangelischen Theologie in Deutschland. Seine wichtigsten Veröffentlichungen waren die 1964 erschienene “Theologie der Hoffnung” und die 2010 herausgegebene “Ethik der Hoffnung”. Ausgehend vom jüdischen Philosophen Ernst Bloch und dessen “Prinzip Hoffnung”, beschrieb Moltmann, dass Menschen, die auf Christus hoffen, sich nicht mit der Wirklichkeit abfinden, sondern an ihr leiden und sie zu verbessern suchen.
Geprägt wurde der gebürtige Hamburger durch den Zweiten Weltkrieg und eine dreijährige Kriegsgefangenschaft. In gedanklicher und biografischer Nähe zum katholischen Fundamentaltheologen Johann Baptist Metz formulierte Moltmann eine Theologie nach Auschwitz und trat für einen in der Gegenwart verankerten Glauben ein. Stark engagierte sich der Wissenschaftler für das Gespräch zwischen den christlichen Konfessionen.
Als Professor arbeitete Moltmann zunächst in Wuppertal und später in Bonn. 1967 wurde er nach Tübingen berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1994 lehrte. 63 Jahre war Moltmann mit der 2016 gestorbenen feministischen Theologin Elisabeth Moltman-Wendel verheiratet. Das Paar hat vier Töchter. Moltmann, der sich auch intensiv mit Umweltthemen befasste, wurde vielfach geehrt. Er bekam unter anderem 15 Ehrendoktortitel.