Artikel teilen:

Tourismusforscher: Bezos-Hochzeit wirkt aus der Zeit gefallen

Venedig als Bühne für Superreiche? Der Tourismusforscher Harald Zeiss sieht in der Hochzeit von Jeff Bezos einen Stressfaktor für die Lagunenstadt. Ein Verbot solcher Luxus-Partys lehnt er jedoch ab.

Der Tourismusforscher Harald Zeiss sieht Luxus-Events wie die Hochzeit von Jeff Bezos in Venedig kritisch. “Angesichts von Klimakrise, Ressourcenknappheit und globalen Ungleichgewichten wirken diese beinahe monarchischen Feste aus der Zeit gefallen”, sagte der Direktor des Instituts für Tourismusforschung der Hochschule Harz am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Solche Großereignisse ließen sich jedoch nicht einfach verbieten. “Und das wäre auch wenig sinnvoll.” Stattdessen forderte der Wirtschaftswissenschaftler klare Regeln und transparente Entscheidungsprozesse.

US-Milliardär Bezos und die TV-Journalistin Lauren Sánchez feiern noch bis Samstag ihre Hochzeit in Venedig. Für das dreitägige Fest mit rund 200 Gästen wurden mehrere Viertel der italienischen Lagunenstadt abgeriegelt. Verschiedene Gruppen wollen gegen das Großereignis protestieren.

Für eine Stadt wie Venedig, die bereits mit den massiven Folgen von Übertourismus und dem steigenden Meeresspiegel kämpfe, sei so ein Event ein zusätzlicher Stressfaktor, so Zeiss. “Es geht nicht nur um die logistische Belastung. Der Eindruck, dass die Stadt zur Bühne für Superreiche wird, während Einheimische verdrängt werden, ist für viele schwer erträglich.” Deshalb sei es wichtig, dass solche Veranstaltungen nicht über die Köpfe der Menschen hinweg organisiert würden.

Nach Ansicht des Forschers sollte die Meinung der Anwohner ernst genommen und einbezogen werden. Darüber hinaus forderte er Mechanismen, um die negativen Effekte abzufedern. Möglich seien etwa Ausgleichszahlungen, Nachhaltigkeitsauflagen und klare Begrenzungen. “Historische Städte sind keine Freilichtbühnen für elitäre Privatpartys. Sie sind Lebensräume, die geschützt und mit Respekt behandelt werden müssen.”

Zeiss hob auch die positiven Effekte solcher Großveranstaltungen hervor. “Sie bringen der Stadt natürlich Einnahmen, sorgen weltweit für mediale Aufmerksamkeit und wirken damit auch touristisch wie ein riesiger Werbeeffekt.”