Mit der Frage „Wann brauchen Igel wirklich Hilfe?“ wendet sich der Hamburger Tierschutzverein (HTV) an Bürgerinnen und Bürger. In der vergangenen Woche seien bereits zahlreiche Jungtiere abgegeben worden, teilte der HTV am Montag mit. Tragisch sei, dass viele Tiere gar nicht hilfsbedürftig sind, hieß es. Die ersten Jungtiere sind laut HTV derzeit auf Futtersuche, um sich eine Fettschicht für den Winter zuzulegen. Dies müssten die Tiere lernen, sagte die tierärztliche Leiterin Urte Inkmann. „Steht immer ein voller Napf vor der Nase, wird das Tier darauf trainiert und somit fehlgeprägt.“
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es grundsätzlich verboten, Igel aus der Natur zu entnehmen. Tiere sollten nur nach genauer und gewissenhafter Beobachtung in menschliche Obhut genommen werden, so der HTV. Dies sei bei verletzten oder kranken Tieren der Fall, apathisches Verhalten oder starker Parasitenbefall seien deutliche Anzeichen. Jungtiere, die sich tagsüber außerhalb des Nests befinden und geschlossene Augen haben, bräuchten meist Hilfe, hieß es.
Oft würden Igel im Tierheim abgegeben, weil sie vermeintlich zu mager seien, sagte die Leiterin der HTV-Tieraufnahme Katrin Hallmeyer. „Das stimmt aber nicht immer.“ Wer unsicher sei, solle sich beim HTV beraten lassen, bevor ein Igel aus seinem Lebensraum genommen werde. Eine artgemäße Zufütterung sei „getreidefreies Katzen-Feuchtfutter mit einem Fleischanteil von mindestens 60 Prozent, sowie Insekten“, so Hallmeyer. Zudem sollte immer Wasser bereitstehen, hieß es.
Der Mensch tue Igeln zudem „einen großen Gefallen, wenn man Laubhaufen im Garten liegenlässt“, so Hallmeyer. Dort fänden die Tiere einerseits sichere Schlafplätze und andererseits Nahrung. Ebenso geeignet seien unter anderem alte Baumstümpfe, Hecken oder Holzstapel und fachgerechte Igelhäuser.
Im vergangenen Jahr hat der HTV knapp 600 Igel aufgenommen. In diesem Jahr seien bereits mehr als 400 Tiere abgegeben worden.