Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ bittet Spaziergängerinnen und Spaziergänger um Rücksicht auf junge Wildtiere. Viele heimische Tiere würden in diesen Wochen ihren Nachwuchs zur Welt bringen, wie die Stiftung am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Hunde sollten jetzt grundsätzlich angeleint werden. Wer Tiere beobachtet oder scheinbar verlassene Jungtiere wie Hasen oder Rehkitze findet, sollte Abstand halten. „Gerade im Frühjahr ist die Versuchung groß, einem allein wirkenden Jungtier zu helfen, aber nicht jedes Tier ist wirklich in Not“, sagte Biologin und Wildtierexpertin Eva Lindenschmidt.
Feldhasen oder Rehe würden ihre Jungen tagsüber unbeaufsichtigt lassen, um Fressfeinde nicht durch ihren Eigengeruch anzulocken. „Sie kommen nur für eine kurze Zeit zum Säugen zurück. Die Jungtiere verharren still im hohen Gras – ein Schutzmechanismus, der oft missverstanden wird“, erklärte die Expertin. Besonders im Mai und Juni geborene Rehkitze würden immer wieder zu Wildtierstationen gebracht: „Diese brauchen jedoch keine Hilfe“, sagte Lindenschmidt.
Auch bei scheinbar hilflosen Jungvögeln sei Zurückhaltung gefragt. Zahlreiche junge Vögel, die das Nest verlassen haben, aber noch nicht fliegen können, würden weiterhin von ihren Eltern versorgt. „Sie sitzen oft am Boden unter Sträuchern und warten auf Futter“, erklärte die Biologin. Nur bei offensichtlichen Verletzungen oder wenn durch Straßenverkehr eine akute Gefahr bestehe, dürfe ein Jungvogel vorsichtig umgesetzt und von Fachleuten begutachtet werden.
Auch wer ein verletztes oder tatsächlich verwaistes Tier findet, sollte nicht vorschnell handeln. „Falsch verstandene Tierliebe kann mehr Schaden anrichten als Nutzen“, sagte Lindenschmidt. Die Tiere sollten nicht angefasst werden, da dies enormer Stress für sie sei. Zudem würden verletzte oder sehr gestresste Wildtiere äußerst wehrhaft reagieren. Sie rät, in solchen Fällen Wildtierstationen, Naturschutzvereine, Förster, Jäger oder die Polizei anrufen.